Als der junge Grafiker Klaus Küster vor 50 Jahren von Lennep nach Remscheid kam und mit Reißbrett, Mal- und Zeichenutensilien, Fotolabor und einem Vogelkäfig mit einem Paar Kuba-Amazonen ins Dachgeschoß des Hauses Nr. 25 an der Ewaldstraße einzog, da lagen in den Häusern gegenüber die Menschen in den Fenstern: Watt kömmt denn do, en Hippie?! Denn Küster kam mit langen Haaren und einem Schnurrbart. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Aber angepasst, gut bürgerlich oder gar bieder würden ihn seine (politischen) Freunde (er war lange Jahre für die Linken im Rat der Stadt) auch heute noch nicht nennen (auch wenn er im Garten des Fachwerkhauses, das er 1979 gekauft und im Inneren hell und luftig ausgebaut hat, eine Schar Hühner hält). Dafür sind die vielen kleinen und größeren Kunstwerke, die dort in den vergangenen 50 Jahren entstanden sind und von denen eine Auswahl nahezu jeden freien Platz an den Wänden füllt, zu fantasievoll, ungewöhnlich und manchmal auch skurril. Kurz, es hat Spaß gemacht, sich von Klaus Küster sein kleines Kunstmuseum zeigen zu lassen. Die Fotografie spielt darin eine große Rolle. Aber dafür muss man schon genau hinsehen...
Anlass für den Atelierbesuch war das 3. Album Andere Ansichten 2019 2014, das vor wenigen Tagen frisch aus der Druckerei kam. Erschienen ist das 120-seitige Werk mit Abbildungen von Arbeiten Küsters aus den vergangenen sechs Jahren, im eigenen Verlag (ISNB 978-3-00-062388-2). Und dass das Atelier im Haus Ewaldstraße Nr. 25 seit nunmehr 50 Jahren besteht, ist für Klaus Küster und seine Frau Sabine Düwell ein guter Anlass, es von Freitag bis Sonntag zu einem offenen Atelier zu machen, in dem jeweils von 16 bis 19 Uhr Freunde, Nachbarn und kunstinteressierte Remscheider willkommen sind.
Kleine Anekdote am Rande aus dem Vorwort des neuen Buches: Bis zum Herbst 1969 arbeitete Klaus Küster in einer Düsseldorfer Werbeagentur. Grafiker versuchten sich damals auch schon als Schriftsetzer, indem sie Buchstaben noch aus Letraset"-Bögen durch Rubbeln auf das Papier des Entwurfs oder den Karton der Reinzeichnung" transferierten. Zum Theater am Worringer Platz" war es von der Agentur aus nur ein Katzensprung. Dort erlebte ich mit meinem Freund und Kollegen Eugen Göbel voller Begeisterung mehrfach das Musical HAIR", da uns wohlgesonnene Ensemble-Mitglieder, mit denen wir uns in den Mittagspausen trafen, durch den Bühneneingang herein ließen. Wir zeigten uns erkenntlich, indem wir das gesamte Ensemble zur Wochenend-Party von Samstag auf Sonntag nach Remscheid einluden. Gegen Morgen teilte sich das Ensemble auf: Eine Hälfte nächtigte bei Eugen in der benachbarten Rosenhügeler Straße, die andere bei mir unterm Dach auf den gerade en vogue gewordenen Iso-Matten.