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Vor 100 Jahren zog am Kaiserplatz Militär ein

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Repros Lenneparchiv Schmidtvon Dr. Wilhelm R. Schmidt

Liebe Freunde des Bergischen Landes, liebe Lenneper,
heute sehen wir wie Aufnahmen vom Mollplatz, die am Ende des Ersten Weltkrieges bzw. am Anfang der 1920er Jahre gemacht wurden, als der Platz noch Kaiserplatz hieß. Bildautor war der Lenneper Fritz Lüns, dessen Familie über viele Jahrzehnte oben auf der Knusthöhe wohnte. Das große vor 1830 entstandene Haus im Hintergrund, das im ersten Stockwerk 1848/49 auch Versammlungsort einer bürgerlich revolutionären Lenneper „Parlamentsgesellschaft“ war, stand bis 1970 gegenüber des Berliner Hofs und gehörte nacheinander mehreren Tuchfabrikanten und Lenneper Geschäftsleuten, bevor es 1910 vom Baumeister Arthur Schmidt (1867-1945) für seine immer größer werdende Familie angekauft wurde.

In Parterre sehen wir die großen Schaufensterscheiben des Geschäfts der „Gebrüder Bauerband“, die in Remscheid, Lennep und Opladen jeweils eine Handlung für Öfen und Herde betrieben, die man auf dem Foto bei näherer Betrachtung auch gut erkennen kann. „Das „führende Lenneper Spezialhaus“ empfahl sich damals für Nähmaschinen, Fahrräder, Wasch- und Wringmaschinen.

Rechts hinten auf dem Foto sieht man noch eine Stirnseite des damaligen preußischen Postamtes am Beginn der Lüttringhauser Straße, in dem später lange Zeit die Lenneper Polizeistation untergebracht war. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich nach dem Zweiten Weltkrieg -noch ein kleines Kind- von älteren Kameraden dorthin geschickt wurde, um den Fund eines toten Kindes auf dem Grundstück links neben Hagers Gässchen zu melden. Auf diesem Grundstück befand sich vormals die 1858 entstandene Villa Poststraße 5 des Fabrikanten Daniel Hilger, die damals schon der Familie Fritz Hardt gehörte und im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff auf dem Lenneper Bahnhof ausradiert wurde. Übrigens: Der herbeigerufene Polizist, noch mit dem traditionellen Tschako auf dem Kopf, identifizierte die angebliche Kindesleiche glücklicherweise als verdreckte Puppe.

Repros Lenneparchiv SchmidtGegen Ende des Ersten Weltkrieges zogen größere Teile deutscher Truppen auch durch Lennep in ihre Heimat und Standorte zurück, später kamen dann die Franzosen im Jahre 1923 im Zusammenhang der Ruhrbesetzung. Gern übernachteten die Offiziere im beschlagnahmten Hotel "Berliner Hof", manche wurden aber auch in unserem Haus, damals mit der Straßenbezeichnung Poststraße 1, gegen den Willen der Bewohner einquartiert, woran die Kinder später noch gut erinnern konnten. Aus dem Französischunterricht fiel ihnen dabei noch der Eselsbrückenspruch ein: „Voulez vous Kartoffelsupp avec verbrannte Klöß? Non, monsieur, je danke vous, je n'ai pas appétit dazu.“ Die Schwierigkeiten bei der Einquartierung der Franzosen und die Kontakte zu ihnen waren in der Familie noch Jahrzehnte Gesprächsstoff und wurden u.a. in einem privaten Lenneper Erinnerungsbuch festgehalten. Die Deutschen durften damals nur den villenseitigen Bürgersteig der Poststraße benutzen und ihre Abneigung gegen „die Franzosen“ war natürlich groß.

Die heute gezeigten Gebäude an der nordwestlichen Seite des Mollplatzes sind jetzt schon ein halbes Jahrhundert nicht mehr existent, sie wurden im Zusammenhang der Verbreiterung der Lenneper Poststraße, der seit den 1930er Jahren geplanten Umgestaltung des Mollplatzes und der unteren Lüttringhauser Straße in den 1960-er bzw. 1970-er Jahren abgerissen und durch "moderne" Bauten ersetzt. Insgesamt wurde die architektonische Einheit "vor dem Lüttringhauser Tor", entstanden in den 1820-er und 1830-er Jahren, nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört, auch ihre Verbindung zum historischen "Speckgürtel der Stadt" vom Kölner Tor über die Poststraße, den Thüringsberg bis zum Schwelmer Tor. Der geschichtliche Verlauf präsentiert sich auch in den veränderten Straßenbezeichnungen und ihren Hausnummern. Das Anwesen auf dem großen Grundstück gegenüber dem Berliner Hof wurde ursprünglich als  Poststraße 1 gerechnet und war damit Teil einer Kette von Fabrikantenvillen zum Kölner Tor hin, später firmierte es als Mollplatz 7 und heute als Lüttringhauser Straße 2. Erinnerungen an das alte Lennep vor 50 bzw. 100 Jahren.


Ein Märchen zum Kennenlernen der Douglasie

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Beim Spaziergang durch den Wald liegt der Waldboden oft voll mit den unterschiedlichsten Zapfen, aber welcher gehört zu welchem Baum? Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche oder gar – Douglasie?Zur Bestimmung der Douglasie gibt es ein schönes Märchen der nordamerikanischen Ureinwohner; hier die Kurzform:

Zapfen der Douglasie.Eine junge Douglasie wurde langsam erwachsen und Mutter Erde schenkte ihr die Fähigkeit, Zapfen zu bilden. Eines Morgens erwachte der junge Baum aus tiefem Schlaf und merkte, dass sich in der Nacht Diebe an seinen Zapfen zu schaffen gemacht hatten. Während einige Zapfen ganz fehlten, waren aus anderen die Samen verschwunden. In der folgenden Nacht gelang es der Douglasie, wach zu bleiben, und so spürte sie gegen Mitternacht, wie etwas erst an ihrem Stamm kitzelte, dann in der Krone und schließlich in ihren Ästen. Etwas zupfte und zog an ihren Zapfen! Die Douglasie zog erschrocken alle ihre Zapfenschuppen zu und am andern Morgen war zu sehen, dass unter jeder Zapfenschuppe eine kleine Maus hing.

Das Zapfenfoto liefert den Beweis für diese Geschichte: Schwanz und Hinterbeine der Maus sind unter jeder Zapfenschuppe gut zu erkennen! Die komplette Erzählung ist übrigens unter http://www.wald-und-forst.de/douglasien-maerchen.php zu finden.
Ich hoffe, Ihr hattet Spaß mit diesem Märchen und schaut auch beim nächsten Naturerlebnis-Tipp der Natur-Schule Grund wieder rein.
Bleibt gesund, eure Stefanie Barzen (Foto und Text)

Dat Klärchen blievt tehiemen, och Pooschen

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Ech hang jo nu schon langk nix miär van miär hüören looten, trotzdemm ech och in Homeoffice bin.

Ech bin jo sowiesu emmer in Homeoffice. Ewer seit dä Kaal uoch tehiemen ess, kömmt he dagdäglich opp emmer nieuere Ideen watt man all maken küan. He ess nur am prakesieren för lauder Langewiele. Ech hangk mienen Gaarden noch nie su opp Zack gehatt wie döski’er.  Datt Weeder makt ett ieanem jo le’ite, wenn man enn Gaarden hätt. Sogar de Struukbuohnen send schon strackes am wahßen un de Kapuzinerkresse uoch. Morjens enn der Früohde hüard man so föll Vüögel wie langk noch nett. Unn manchmoll dagsöwer ess ett su stell, datt man luart opp man nit ganz allengk ess opp der Weilt.

Man makkt sech Gedanken öwer siene Liawen unn öwer siene Frönkg, unn wie datt noch widder gongk sual mett dem Lewen su janz angersch wie wiar datt gewöhnt sind. Kieaner wiat wie datt widder gon sual. Watt miar ewer opfällt, datt de Menschen irgendwie fröngklecher mitenanger ömgehen. Man sagt opp de Stroote jedem de Dagestied, egal opp man enn kennt oder nech und egal opp he schwatte Hoar hätt oder blongde. De Menschen hangk irgendwie tesamen gefungen in de Nuot.

De Jüngeren hölpen den Äuleren, datt se watt te bieten un te suppen hangk tehieme. Man röppt wiar aahn. Datt Kalldüasken ess wiar wechteg gewooren. De Pflegerschen enn de Pflegehiemen unn de Krankenhüaser werden endlich angkerkangkt, wie sech datt gehüart bie demm Job. De Verküapers enn de Diskounters krieagen molls enn Blüamken odder enn Duas Pralinen geschenkt för die schwor Arbeed die se leisten, unn wenn och alle Fotlangks datt Hüskespapier opp ess, wiaten de Lütt, datt die enn den Geschäften datt nit schuold send. Datt send die Dollheuer die nix angersch te donn hangk, alls te hamsteren.

Unn nu liaren jo och de Eltern wiar, sech mett sieane Blagen te beschäftegen. Die sind ja nu schon länger tehiemen. Ett wüard mal weder gebastelt zu Pooschen.

De Menschen lesen Büöker unn sind nich nur ungerwegs, von ianem tem angeren Termin.

Ett ess endlech Tied för all datt watt johrelangk lieagen geblieven ess.

Die Krankhi’ed ess jo kian Pappenstell, datt sual man nech mianen. Besongersch die Äuleren sind gefährdet unn wiar müaten opp se opp passen, datt se sech nitt aahnstecken.

Hölpend mett un blievt wie ech unn de Kaal tehiemen. Luart in denn Hemmel noh de Vüagel unn genießt de Natur unn alles drömheröm. Dont watt för önker Gorken und för de Mual wenn ihr druuten seid, damet ihr nech angere aahnsteckt. Blievt gesongk!

Bös strackes
önker Klärchen

 

„Papiertheater Haase" von Expertenkomitee empfohlen

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von Sieglinde Haase
Im vergangenen Jahr habe ich die Initiative ergriffen und mich mit anderen Autoren für das Immaterielle Kulturerbe beworben. Nun habe ich vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft aus Düsseldorf eine Mail bekommen, dass unser Papiertheater für das Bundesdeutsche Verzeichnis nominiert worden ist. Das ist ein erster Etappen-Sieg, denn nun geht alles durch verschiedene Gremien bis zur Bundesregierung, und ab 1. Dezember hoffe ich dann auf positive Antwort. Es hat mich für die Szene besonders gefreut, dass die Nominierung zu den jetzigen unnormalen Zeiten kam, wo wir keine Aufführungen, Festivals und Workshops veranstalten dürfen.
Neu ist unser YouTube-Kanal über Papiertheaterstü>https://www.youtube.com/channel/UCVil-_pfIAD0-83rnZL5sjA.
Zitat aus dem Schreiben des Ministeriums: „Das „Papiertheater" stellt nach Auffassung der Landesjury für das Immaterielle Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen eine eigenständige kulturelle Ausdrucksform dar, die sich nicht unter der bereits erfolgten Eintragung der „Theater- und Orchesterlandschaft" im Bundesweiten Verzeichnis subsumieren lässt. Positiv hervor hebt die Jury das breite Spektrum an Wissen und Können im Rahmen der Konventionsbereiche des Immateriellen Kulturerbes, welches die Spielerinnen und Spieler vorhalten. So kommen darstellende Künste, mündlich überlieferte Traditionen und Ausdrucksweisen sowie handwerkliche Fähigkeiten zusammen, die von einer Generation an die nächste weitergegeben und weiterentwickelt werden. Da die Bewerbung die Anerkennungskriterien erfüllt und keine formalen Mängel festzustellen sind, empfiehlt die Jury die Aufnahme der ansprechenden Tradition in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes mit Nachdruck.

Infolge der Nominierung durch das Land Nordrhein-Westfalen wird Ihr Dossier im Laufe des Jahres noch einmal durch ein unabhängiges Expertenkomitee bei der Deutschen UNESCO-Kommission e.V. geprüft und bewertet. Die Kultusministerkonferenz und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien bestätigen spätestens im Frühjahr 2021 die Empfehlungen des Expertenkomitees. Erst dann steht fest, ob das „Papiertheater" in das Bundesweite Verzeichnis aufgenommen wird. Bis dahin bitte ich Sie um Geduld.“

Enn Schlabberlappen för de Gorke und dä Goschen

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Nu ess ett jo sowiet, en wüard Pflecht. Alle die ienkoopen gongk und mett demm ÖPNV römmkutschieren müaten, die bruuken enn Schlabberlappen för die Gorke und dat Goschen, denn die Gefahr ess jo noch nit vörbie.

Ech hann mech enn de Nehstuof gesatt unn hangk för mech und denn Kaal enn Blöühlianen Schlabberlappen geneht. Sonst jütt datt joo nechste Weeke nix miar mett demm ienkoopen. Dann hangk wiar enn jo och direkt benutzt unn sind nom Discounter gefahren. Dösse Weeke gütt ett bie us Schlodderkappes mett Wüarschtkes unn Buckspeck dobie.

Emm Geschäft hangk wiar uss dann opp ieanmol verloren unn ech süak denn Kaal. Do stong he bie demm Fusel. No watt och söns. Ech roll opp en tau unn donn emm ens ordentlech de Nüate aff. De Schmeärbüdel soll mett mir ieankoopen unn nech sech do duar donn.

Nu ewer kawupptech, sonst gütt datt för hütt kieanen mehr mett demm Schlodderkappes. Lott de Hacken krieasen Kaal unn holl ens enn Sack Earpel. Die bruuk ech och noch.

He troch loss unn versongk enn siean Schneelshüsken, su hang ech jeschangkt. Ech kuan mech grad nech miar tesamen rieten. Suan Drecksack. Nix kann man de Mannslütt selwer öwerlooten. Unn dann schängt doch ess mett suanem Schlabberlappen för de Goschen, dann wüast ihr dat dat nech lusteg ess, da kümmt nett genug Lout in de Tröte, bie allem watt do ruut kömmt, odder kuamen will. Unn dä Lomp kiakt mech nur aahn un schüadelt met emm Koppe. Wenn datt su giakt, dann ess dem Klärchen och egal, opp ett tehiemen ess odder grad emm Laden stongk. Dann gütt ett enn Stangkpauke die sech gewäschen hätt.

Wie wiar dann duar de Kasse send, fuhr ech enn aan, nu be’iel dech Kaal, ech wual doch glieke enn denn Gaarden.

Doo kuam en oppgerechten Frouw opp mech tu und said zu mir:

Nu looten see doch mal endlech mianen Keärl in Ruah. Kieaken se enn doch moll aan, he ess joo ganz komfus un vertüttert. Ech kieak se aan und sach: Wie jetzt, ehren Keärl, datt ess mian Kaal.

Ne, sait se: denn hann ech miar emm Schlepptau gedonn. Unn nu müssen wiar de Keärls wiar tuuschen. Mieanen nemm ech jedenfalls wiar mett nohiemen. Unn da kömmt jenau suan Exemplar van Keärl utt demm Laden. Och enn Blöühlianen Schlabberlappen för de Gorke und dä Goschen. Jacke un Buxe woaren och glieke.

Henger miar demm Keärl hann ech dann denn Schlabberlappen ronger getrokken unn dann woar datt tatsächlech de Falsche.

Do hätt doch de fremde Keärl sech von miar de ganze Tied aanschängen looten unn hätt nix gesait, ewer do wär he och nitt te Woorte gekuamen.

Also passt opp wen ihr mitnemmt emm Laden. Ett küan och de Falsche sinn.

Wiar hangkt dann de Keärls getuuscht, unn de Kaal seet noch zu mir em Ottemobil, datt wuar jo molls enn entspanntes ieankoopen för enn. Joo, sach ech, ewer för denn angeren Keärl nech.

Bös strackes önker Klärchen

 

Als es in Lennep noch den Orient gab

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Logenteller aus Lennep.von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Ja, was haben wir denn hier: olle Teller, es steht Lennep drauf, und ob man es glaubt oder nicht, die Teller kommen auch aus Lennep. Sie stammen aus einer vergangenen Zeit, als sich die Lenneper Männer der gehobenen Mittelschicht nicht nur in Vereinen, sondern auch in mehr oder weniger vornehmen Clubs versammelten, sicherlich auch, um dem normalen Alltag und der Familie einmal aus dem Wege zu gehen. Die Teller gehörten zu einer so genannten Loge, einer Vereinigung, die sich der Menschlichkeit und Brüderlichkeit widmen wollte. Die Emblematik mit Winkeleisen und Zirkel verweist u. a. auf eine Jahrhunderte alte Tradition, die auch mit dem Bauwesen zu tun hat.

Die "Loge zur Bergischen Bruderkette - Orient Lennep" mit der Gründungszahl 1912 war damals an der oberen Kaiserstraße, heute Bahnhofstraße, angesiedelt, im sog. Vereinshaus, das auch das erste Lenneper Alumnat (Gästehaus) für die überregionalen Schüler des Real-Gymnasiums sowie Versammlungsräume der evangelischen Kirche beherbergte. Manchen von uns ist ja noch in Erinnerung, dass sich dort nach dem Zweiten Weltkrieg Neubauten des RWE befanden. Da gab es die "Loge zur Bergischen Bruderkette" schon nicht mehr. Ein früheres Mitglied hatte aber das umfangreiche Logengeschirr rechtzeitig gerettet und im Keller seines Privathauses am Mollplatz deponiert. Als auch dieses Haus Anfang der 1970-er Jahre einem Neubau weichen musste, rettete jemand zumindest ein paar Beispiele des Geschirrs, und quasi als Belegexemplar der Lenneper Geschichte wurden Einzelteile an interessierte Institutionen abgegeben, z. B. an die heutige Loge im Remscheid und an das Remscheider Stadtarchiv.

Ja, die Zeiten ändern sich, und mit ihnen die Menschen - das wussten schon die alten Römer. Aber es ist doch gut, dass die Erinnerung an Vergangenes fortlebt - und das nicht nur in Bibliotheken und Archiven.

Sumpfdotterblumen lieben sumpfigen Boden

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Die ab April blühende Sumpfdotterblume gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse. Deren lateinischer Name, „Ranunculaceae“, erinnert Gartenbesitzer an die beliebte Frühjahrsgartenpflanze, die Ranunkel, die ebenfalls in diese Familie gehört. Die Sumpfdotterblume mag es feucht. Sie wächst auf Sumpfwiesen, an Quellen, Bächen, Gräben und in Auwäldern. Trockengelegte Wiesen zerstören ihren Lebensraum und führen in manchen Landesteilen zur Gefährdung ihrer Art. Sumpfdotterblume mit nassen Füßen

Die Sumpfdotterblume blüht mit großen, glänzend goldgelben Blütenblättern, die eine hohe Leuchtkraft besitzen. Ihre Farbe erhalten sie durch eingelagerte Karotinoide, die auch der Karotte ihren Namen geben.
Der häufig verwendete Name „Butterblume“ hat seinen Ursprung in der Verwendung der Pflanze zur Gelbfärbung von Butter in früheren Zeiten. Andere volkstümliche Namen sind Dotterblume, Wiesengold, Schmalzblume, Eierblume oder Goldrose.

Die einfachen Scheibenblumen werden von Bienen, Käfern, Fliegen und besonders von Schwebfliegen besucht. Insekten, die im UV Bereich sehen können, werden am Pollen vorbei durch „Saftmale“ zum Nektar geleitet. Die Pflanze bildet sternförmige Balgfrüchte mit schwimmfähigen Samen, die durch auftreffende Regentropfen herausgeschwemmt werden. Die Sumpfdotterblume ist daher ein „Regenschwemmling“. Sie ist durch ihren Gehalt an Anemonin schwach giftig. Der Verzehr führt zu Schwindel, Erbrechen und Krämpfen. Auf der Weide wird sie vom Vieh verschmäht. Sumpfdotterblumen sind in der Wasserrand- oder Sumpfzone eine Bereicherung für den Gartenteich. Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp aus der Natur-Schule Grund! (Stefanie Barzen)

Was alles zum stereometrischen Lennep gehört

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Liebe Freunde des Bergischen Landes, liebe Lenneper,
Ja, was für eine Überschrift, was kann das bedeuten? Für mich als Archivbetreiber und Sammler bedeutet dies: Es handelt sich hier nicht um historische Flachware aus Papier oder Pergament, also nicht um Lennepstiche, Fotos oder Lithographien, sondern um Dinge, die man als solche dreidimensional in der Hand spürt, wenn man sie anfasst.

Als ich im Jahre 2002 von dem Lennepsammler Bernhard Koch dessen über Jahrzehnte angehäuften Lennepensien erstand, da behielt er zwar einige wenige Stücke wie z. B. Tassen mit Lennep-Motiven für sich, aber – von der Flachware wie Zeugnissen, Urkunden bis zu den postalischen Dingen wie Ersttagsbriefen und Briefmarken mal abgesehen – waren auch Münzen, Plaketten, Siegel und Fahrkarten vom Lenneper Bahnhof mit dabei bis zu einem Lennep-Quartett. Sonst wären sie ja auch nicht zu Bestandsteilen einer expliziten Lennep-Sammlung geworden, ob sich nun die professionellen Archive dafür interessieren oder auch nicht. Jetzt sollen sie, sofern Interesse besteht, an das Remscheider Stadtarchiv gehen als Erinnerung an das Lennep, "wie es einmal war". (Weitere Beispiele u.a. bei https://www.lennep.eu/lenneper-geld/  sowie  https://www.lennep.eu/gesammeltes-lennep/)

Beginnen wir hier mit dem Wachsabdruck eines Bronzesiegels aus dem Kloster der Minoriten (Schwarze Franziskaner) in Lennep (Fotos oben). In einem Auktionskatalog wird das Original so beschrieben: "Ovale Siegelplatte 1642 mit halbkreisförmigem Griff und Trage-Öse. Nachdem das im Zuge der Reformation im 16. Jahrh. aufgegebene Kloster der Minoriten in Lennep im Jahre 1642 neu besetzt worden war, wurde im gleichen Jahr das vorliegende Typar (Siegel) geschaffen und blieb wohl bis zur Säkularisation im Gebrauch. Der Hlg. Bonaventura, geboren 1221, lehrte bis 1255 in Paris, wurde 1257 Ordensgeneral der Franziskaner, 1273 Kardinal, starb 1274 und wurde 1482 durch Papst Sixtus IV. kanonisiert. Seine Attribute zeigen ihn als Franziskanermönch, Kirchenlehrer (Buch), Bischof (Pluviale), Kardinal (Cappa magna, mit Hut) und als kanonisierter Kardinal (Kreuzstab mit Doppelkreuz)." Der Wachsabdruck wurde wahrscheinlich in Lennep vor langer Zeit anlässlich eines kirchlichen Jubiläums angeboten.

Eine ganz andere historische "Lennepensie" sehen wir hier: "Landwirtschaftliche Verdienstmedaille Preußen 1903. Lokalabteilung Elberfeld, Barmen, Lennep, Remscheid". Ceres, die römische Göttin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit, hält einen Siegerkranz und ein Füllhorn über die Erzeugnisse der erfolgreichen Landwirtschaft. Ein Bienenkorb versinnbildlicht zusätzlich den Fleiß, die Grundlage der Auszeichnung "Für Verdienstvolle Leistungen". Die andere Seite der Plakette zeigt neben traditionellen und modernen Arbeitsgeräten (u.a. Sense und Dampfwagen) den Bezug der Landwirtschaft zu Wild und Pferd. Derartige Plaketten werden heute im Auktionshandel für rund einhundert Euro angeboten. Der Lennep-Sammler Bernhard Koch reiste für so etwas von Auktion zu Auktion und gab dafür schon vor Jahrzehnten einige Scheinchen her.

Viele ältere Lenneper erinnern sich noch gut daran, dass es nach dem 2. Weltkrieg im Lenneper Stadion zahlreiche Reitveranstaltungen gab. Daran erinnert auch eine stehende Plakette aus dem Jahre 1949. Ende Juli fand seinerzeit das 4. Reit-, Spring- und Fahrtunier statt und nahm mit der Neugründung mehrerer einschlägiger Vereine die Vorkriegstradition wieder auf. Auch für die Kinder und Jugendlichen war so eine Veranstaltung  immer ein großes Ereignis. Noch farbenprächtiger waren die „Military Tattoos“ mit den in der neuen Bundesrepublik noch verbliebenen westlichen Besatzungseinheiten, große Musikschauen mit prächtig geschmückten Musikern, Reitern und Pferden.

"Was alles zum stereometrischen Lennep gehört" vollständig lesen

Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (I)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Gustav Hermann Halbach

Teil 1
In Südwestfalen liegt das märkische Sauerland, eigentlich das Süderland. Das Dreieck Lüdenscheid - Meinerzhagen - Attendorn um­schließt das Hochland des Ebbegebirges. An dessen steilem Westabhange im Quellgebiete der Volme, Agger und Lister liegt das freundliche und saubere, aus dem 9. Jahrhundert stammende Städtchen Meinerzhagen. Zu seinem Kirchspiel gehört das Gelände der Sulenbecke, die bereits 1160 im Werdener Hebeverzeichnis als Salubecki genannt wird. Hier ist das alte Geschlecht mit dem weltbekannten Namen Mannesmann beheimatet.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts stoßen wir auf einen Rolf (Rudolf) Mannesmann (1629—1695) als Besitzer von drei Gütern, dem Hoxengut zu Ohl, dessen Namen ungeklärt ist, dem Möhnengut, also Muhmengut, und dem Fredreksgut, also Friedrichsgut, zu Sulenbecke. Rolfs Frau hieß Katharina (1639 bis 1715) und stammte von Ohl. Wahrscheinlich war sie eine geborene Wiemann (auch Weimann). Von diesem Ehepaar lassen sich drei Söhne nachweisen: Johannes, Christian und Friedrich. Christian (1664—1746), seit 1701 vermählt mit Anna Gertrud Brinkmann (1679 —1738) von Buschhöhe bei Meinerzhagen, war Inhaber des Möhnenguts. Seine Eltern beerbte der Sohn Peter (1708—1774), der 1741 Katharina Gertrud Schröder (1711—1752) aus Meinerzhagen als Gattin heimführte.

"Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (I)" vollständig lesen

Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (II)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Gustav Hermann Halbach

Teil 2
Auf seine Feilen aus allerbestem Stahl schlug A. Mannesmann sein Geschäftszeichen. Bald hielten sie dem ausländischen und besonders dem englischen und amerikanischen Wettbewerbe stand. Auf der ersten Weltausstellung von 1851 zu London erhielten die Brüder Arnold und Reinhard Mannesmann für ihre Leistungen die höchste Auszeichnung in Form einer goldenen Ehrenmünze und später auf jeder weiteren Weltausstellung die gleichen Anerkennungen, so 1867 zu Paris bis 1900 daselbst. 1867 entwickelte der Remscheider Gewerbeverein durch die Pariser Weltausstellung ein reges Leben. Diese wurde durch eine Anzahl von Mitgliedern beschickt. Zu den Kosten steuerte die Vereinskasse 150 Taler bei. Die Preisrichter hatten Reinhard Mannesmann sogar für das Kreuz der französischen Ehrenlegion vorgeschlagen. Napoleon III. jedoch versagte die Verleihung und schrieb an den Rand der Vorschlagsliste „Un Prussien ne-jamais!" Im Anschluss an die zu Paris errungenen Erfolge wurde Reinhard Mannesmann von König Wilhelm I. von Preußen der Kronenorden 4. Klasse verliehen.

Die wagemutigen Brüder Mannesmann führten auch frühzeitig in ihrem Betriebe die Dampfkraft ein. Laut Remscheider Verwaltungsunterlagen bat Reinhard Mannesmann 1856 um Genehmigung zur Aufstellung von vier Dampfhämmern und der zum Antriebe erforderlichen Dampfmaschine. Um 1861/63 stellten die Brüder weitere Dampfhämmer auf. Beizeiten auch wandelten sie später die Feilenerzeugung vom ursprünglichen völligen Handbetriebe auf Maschinenanfertigung um. 1874 entstand die großzügige Werkanlage an der oberen Bliedinghauser Straße und Bahnstraße, die noch heute den Kern des Betriebes von A. Mannesmann bildet. Den Grundplan für die später zu­sammengeschlossene Erzeugung hatte Reinhard Mannesmann vor dem Baubeginn festgelegt, um deren richtiges „Fließen" durchführen zu können. Er fing mit der Stahlherstellung an und brachte dann allmählich die verschiedenen Fertigungszweige in die neuen Werkstätten.

Das Hauen der Feilen blieb ursprünglich Haus-, also Heimarbeit. Jeder Feilenhauer hieb bestimmte Feilen- und Raspelnsorten. Nach dem Schliff holte er sie unbehauen selbst ab und brachte sie gehauen zurück. Daheim hatten die Feilenhauer als Meister eine Haukammer mit Gesellen und Lehrlingen, meist ihren eigenen Kindern, Söhnen und Töchtern. Mannesmanns Feilenhauerei beschäftigte mehrere hundert Arbeiter. Das Hauen war eine Kunst und erforderte eine große, zur Vererbung gewordene Geschicklichkeit.

Aus der Zeit der Aufstellung der ersten Dampfhämmer durch die Brüder Mannesmann geht im Volksmunde noch ein reizendes Geschichtlein um. Von dem 1861 geborenen und 1950 erstorbenen Dr.-Ing. eh. Karl Mannesmann habe ich es mir vor Jahren bestätigen lassen. Als der erste Dampfhammer laufen sollte, hatten sich viele Leute neugierig gespannt und erwartungsvoll vor dem Mannesmannschen Werke zu Bliedinghausen angesammelt, um Zeuge des bedeutsamen Ereignisses zu sein. Wie nun die ersten lauten Hammerschläge erdröhnten, begei­sterte sich die Volksmenge und schrie: „Horra, de Masching gi'eht!" Plötzlich aber ward es still. Da rief einer aus der Menge: „Horra, se gi'eht nit!" Nachdem jedoch kurz darauf die Donnerschläge wieder und ununterbrochen erschallten, brauste es aus der angesammelten Masse: „Horra, se gi'eht doch!"Von dieser Stunde an entstand das geflügelte Wort: ,,Do hüöt sech doch derr Mannesmann bie op!" als Ausdruck des Erstaunens für schier unglaubliche, an Wunder grenzende Leistungen. „Verdammt on Donnerkiel", sagte das Volk, „derr Uöhm Re'inhatt kann et all!" Es war überzeugt, dass ihm von seinen Plänen nichts misslingen und er das andern Unmögliche meistern könne.

"Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (II)" vollständig lesen

Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (III)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Gustav Hermann Halbach

Teil 3
Unweit des Reinhard Mannesmannschen Wohnsitzes zu Remscheid-Menninghausen stand mein Geburtshaus. Darum habe ich die gesamte volksverbundene Familie Mannesmann noch lebhaft in meiner Erinnerung: das alte ehrwürdige bergisch-biedere Ehepaar Reinhard mit seinen prächtigen forschen Söhnen und schlichten, einfachen Töchtern. Es war eigentümlich, wie mich als Kind schon der Brüder Wesen beeindruckte, wenn sie des Wegs dahergeschritten kamen. Das war Beweglich- und Vielseitigkeit, Lebensbejahung, Selbstsicherheit, Wagemut und entschlossene Tatkraft. Ihr Blick kündete rastlosen Geisteshöhenflug, Stürmen und Drängen und Gipfelmenschentum. Auch gedenke ich noch des Leichenzuges von Vater Reinhard, der am 27. April 1894 verstarb und unter gewaltiger Beteiligung aus allen Bevölkerungsschichten höchst ehrenvoll auf dem alten hochgelegenen Stadtfriedhof beerdigt wurde.

Der alte Reinhard Mannesmann hatte einige vertraute Freunde, die er geschäftlich jährlich besuchte, so Werner von Siemens, Heckmann zu Berlin, Henschel zu Kassel, Hermann Gruson zu Magdeburg-Buckau u. a. Sonst leitete er sein Werk, und die Söhne reisten. Beliefert wurden die Eisenbahnen, die staatlichen Werkstätten und die deutsche Flotte. Der Marineminister von Stosch verfügte einmal, dass in Anlaufhäfen deutscher Schiffe, die dort ihre Bestände ersetzten, die ansässigen Geschäfte anzuweisen seien, Segeltuch von Delius und Feilen von A. Mannesmann wegen ihrer vorzüglichen Bewährung auf Lager zu halten.

Allen seinen Söhnen gab der alte Reinhard Mannesmann gediegene fachliche und Hochschulbildung. Daheim im Bliedinghauser Werk mussten sie die Feilenherstellung von Grund auf bis zum Feilenhauen erlernen. Max konnte am besten Feilen hauen und Feilenhaubeitel schleifen. Aus dieser Kenntnis heraus ersann und erbaute er 1880 erfolgreich seine erste Feilenhaumaschine für schwere Sorten. Reinhard d. J. legte 1873 auf dem Gymnasium zu Düsseldorf die Reifeprüfung ab. 1874 studierte er Maschinenbau und Chemie auf dem Polytechnikum zu Hannover, sodann auf der Gewerbeakademie und Bergakademie und Universität Berlin Maschinen- und Hüttenwesen und Bergfach. 1877 machte er als 21 jähriger die berg- und hüttenmännische Prüfung auf der Bergakademie über die Aufgabe: „Verhalten des freien Kohlenstoffs zu freiem Eisen bei steigenden Temperaturen". Diese Arbeit wurde in der Zeitschrift für Gewerbefleiß abgedruckt. Reinhard Mannesmanns Untersuchungen entschieden die Frage, ob die Wanderung des Kohlenstoffs im Eisen durch Gaskohlung oder die Molekularwanderung erfolge, zugunsten der Molekularwanderung. Seitdem ist die Frage nie wieder wissenschaftlich bestritten worden. In dieser Arbeit wurde zum ersten Mal nachgewiesen, dass man jeden gewünschten Kohlenstoffgehalt auf jede gewünschte Tiefe ins Eisen hineinführen kann. Durch diese Erkenntnis wurde die Grundlage zu der Herstellung der außen glasharten und innen weichen Panzerplatten ermöglicht. Der umfangreiche Beweisstoff verblieb in der Ausstellung der Bergakademie Berlin, und diese Prüfungsarbeit wurde bis zum Tode des Geheimrats Wedding in dessen Vorlesungen als Musterarbeit regelmäßig erwähnt. Wie sein nicht minder begabter Bruder Max reichte Reinhard schon als Student sein erstes Patent ein. Die Fortpflanzung des Drucks in glühendem Eisen war für Reinhard Mannesmann d. J. und seinen jüngeren Bruder Max der Gegenstand langjähriger wissenschaftlicher Forschungen und Untersuchungen.

"Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (III)" vollständig lesen

Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (IV)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Gustav Hermann Halbach

Teil 4
Am 1. Mai 1888 war das erste von den Mannesmann in Remscheid-Bliedinghausen errichtete deutsche Mannesmannröhrenwerk betriebsfertig. Reinhard Mannesmann d. Aelt. schied aus dem Unternehmen A. Mannesmann aus, um mit seinen Söhnen die Erfindung auszunutzen und ein Walzwerk anzulegen. Er erhielt für seinen Geschäftsanteil den nördlichen Teil des Bliedinghauser Werkgrundstücks. Zur selben Zeit aber und zum Teil schon vorher hatte man mit den Vorbereitungen für die Auswertung der Patente für Oesterreich-Ungarn, die an Alfred Mannesmann abgetreten waren, sowie für Süddeutschland, Luxemburg und Belgien begonnen. Andere Werke folgten. Für die Gründung der Mannesmannröhren-Walzwerks-Aktiengesellschaften zu Komotau in Böhmen, wo Alfred Mannesmann von 1887—1893 tätig war, und zu Bous an der Saar knüpften Geschäftsfreunde von Reinhard Mannesmann d. Aelt. die ersten Verbindungen. Der 16. Juli 1890 brachte die zusammenfassende Gründung der Deutsch-Österreichischen Mannesmannröhrenwerke A.-G., heute Mannesmannröhrenwerke A.-G., Düsseldorf, mit einem Stammvermögen von 35 Millionen Mark. Hiervon erhielten die Gebrüder Mannesmann die Hälfte = 17,5 Millionen Mark, allein 14 Millionen Mark für ihre Patente.

Mit der Entdeckung des Grundsätzlichen musste eine Reihe von Maschinen, u. a. ein besonderes Schwungrad ersonnen werden. Reinhard baute es. Bei vierfach gesteigerter Geschwindigkeit gab es die sechzehnfache Kraft her. Max stellte, da die alten Maschinenkupplungen den ungeheuren Druck nicht aushielten, sinnreiche Kupplungen her. Eine gehörige Antriebskraft war für die Walzen nötig. Dazu hätte es einer mehrhundertpferdigen Dampfmaschine bedurft, doch mit deren Herstellung und Lieferung dauerte es zu lange. Kurz entschlossen kauften darum die Mannesmann von der Eisenbahndirektion Elberfeld eine der stärksten Lokomotiven, um sie zum Antriebe des Walzenganges zu benutzen. Sie erwies sich indes als zu schwach. Man musste noch ein Schwungrad dazu beschaffen, das vorab von der Lokomotive zu genügend schnellem Kreisen und erforderlicher Drehungszahl gebracht wurde, so dass dann seine aufgespeicherte Kraft zusammen mit der An­triebskraft der Lokomotive ausreichte, den Walzenvorgang zu beendigen.

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Wilhelm Conrad Röntgen war niemals ein Musterknabe

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Dr. Wilhelm Rees

Während die Gestalt eines Dichters in seinem Werke aufsteht, bleibt das Bild des exakten Wissenschaftlers und Entdeckers nur zu oft im Dunkeln und bedarf der besonderen direkten Belichtung, dass es strahlkräftig wird über seine Zeit hinaus. Die Erinnerung an die weltweite Entdeckung Röntgens, die bis in unsere Tage der Atomphysik nachwirkt, wachzuhalten, ist nicht not. Aber allein schon die Dankbarkeit gebietet, der Persönlichkeit des großen, eng mit unserer Stadt verbundenen Gelehrten zu gedenken, dessen Geisteshaltung und Lebensführung in ihren Grundzügen exemplarisch erscheint für die Menschen des Bergischen Landes und einen Appell bedeutet für die kommenden Geschlechter. Es nimmt bei der Grundbegabung des bergischen Menschen für ein pionierhaftes praktisches Schöpfertum, das mancherlei Bausteine; zu unserem Zeitalter der Technik beigesteuert hat, nicht weiter wunder, dass die Maschinenlandschaft des Wuppervierecks in W. C. Röntgen auch einen Klassiker der Physik hervorgebracht hat.

W. C. Röntgen erblickte am 27. März 1845 in der alten Stadt Lennep als Sohn des Kaufmanns Friedrich Conrad Röntgen und seiner Ehefrau Constanze, geb. Frowein das Licht der Welt. Da seine Eltern bereits im Jahre 1848 unsere Hügellandschaft mit den Niederlanden tauschten und in Apeldoorn ansässig wurden, könnte der Gedanke wachwerden, dass der spätere Gelehrte in gar keinem innerlichen Verhältnis zu seiner Vaterstadt gestanden hätte. Aber Röntgen war viel zu sehr durch eine lange Kette von Ahnen, die schon im 17. Jahrhundert die bergische Scholle bei Dabringhausen umbrachen, mit dem Heimatboden verwachsen, als dass er sich nicht stets und freudig seines Ursprungs erinnert hätte. Es ist uns überliefert, wie sehr er sich des Ehrenbürgerbriefes seiner Vaterstadt freute, dass er 1911 auf einer Reise nach Holland auch die Stätten seiner frühesten Jugend aufsuchte, dass der im Süden des Vaterlandes heimisch Gewordene schon am Klang der Stimme den Landsmann erkannte. Und sicherlich zeugt es von einer besonders tiefen Verbundenheit mit der Vaterstadt, wenn er ihr in seinem Testament Wertpapiere als Röntgenstiftung zu Erziehungsbeihilfen hinterlassen hat.

Wilhelm Conrad Röntgen, 1854 - 1923, Entdecker der Röntgenstrahlen.Was ihn aber mehr noch zu einem der Unsrigen macht, ist seine wesenhafte Verwurzeltheit in dieser Landschaft, jene eigenartige Mischung sächsisch-fränkischen Stammesgutes: des Ernstes, der Verschlossenheit, des praktischen Denkens und doch hinwiederum der Aufgeschlossenheit für rheinischen Froh­sinn und Humor, eine Mischung, die diesen Mann geradezu zu einer Inkarnation bergischen Menschentums werden lässt.

Die Dürftigkeit der Nachrichten über das Elternhaus verbietet es uns, das Erbteil von Vater und Mutter, wie Goethe es vermochte, reinlich zu sondern. Der mütterlichen Seite, die in den Niederlanden Wurzel geschlagen hatte, wiewohl auch sie in unseren Bergen die Heimat hatte, scheint nach Hausrat und Bildbesitz ein gewisser Kunstsinn eigen gewesen zu sein. Er gab dem Leben Röntgens nicht das besondere Gepräge.

W. C. Röntgen ging nicht den üblichen Weg zur Professur. Er war schon in seinem Werdegang ein Eigener und bezeichnet es einmal als befriedigendes Gefühl, dass seine Eltern keine Gelegenheit hatten, ihm durch Protektionen im Leben weiter zu helfen. Schon seiner Jugend blieben die kummervollen Nächte nicht erspart, die den Menschen reifen, als man ihn in Utrecht von einer technischen Lehranstalt (nicht einem Gymnasium) verwies, weil er einen karikaturfreudigen Mitschüler nicht angeben wollte, als man ihn, den Externer, über dem immer noch das Damoklesschwert jener Schuld schwebte, durchs Examen fallen ließ, und als ihm, der die Reife nicht staatlich verbrieft vorzuweisen vermochte, die Habilitation an der Universität Würzburg versagt wurde. Aber gerade dieses Werden und Wachsen abseits des vorgezirkelten Bildungsganges wird ihn zu jener Gründlichkeit und Selbständigkeit erzogen haben, die dem späteren Gelehrten eigen sind.

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Enn kapitalen Schaden

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Nu mott ech es öwerlegen wat es in der Tied all so ni’eues gövt bie us tehieme odder in Remsched.

Dat ess jo nit su völl, dat Driet-Pandemie löppt jo emmer noch. Opp dat die Dollen send ut Majorka, die fieren bös de Dokter kümmt, ohne Schnodderlappen und Affstangk. Jo ett ess arch lästeg emmer mit dem Duak för de Schnute, besongersch wenn ett opp de dressig Grad aangiat. Manchmol, wenn ett kianer süat, donn ech wennigstens de Gorke druuten. Evver nur kott. Dann pack ech se wedder in denn Schnodderlappen.

Ett jütt jo noch emmer genug Lütt die nit ruut goang. De send emmer noch bang sech aan te stecken. Ewer dat kuam be mir nit füar. Tehieme fällt ianem jo alles opp den Kappes, nit nur de Decke. Dat gemüatleche Ingeilen in dem Alleecenter un donoh en Köppken Koffee drenken, dat ess iarschmol vorbie. Vörige Weeke wual ech bie mieaner Nohbersche en Koffee drenken, da har ech bauld vergeten, datt Schnodderduak afftenehmen. Datt hätt bauld enn ordentliche Sauerei gegeven. Hätt datt Berta nech gesait, du Klärchen, de Koffee ess doch schon dur en Felter geluapen, datt musst du nech nochens dur datt Schnodderduak feltern, hätt ech mech dökkes drekkeg gemacht.

Am Sonndag vörige Weeke, do wor doch enn ordentlechen Storm. Opp ianmol düart ett enn Knall. Verdekkes dait ech, do ess bie uss de Möllemmer umgefallen. Ech ruut, um te kieken watt loss ess. Do kummt miar an de Husdüar en äulere Frouw entgegen. „gehört Ihnen das blaue Auto vor der Tür“. Joo sait ech. Datt ess dat Ottomobil van mieanem Mann Kaal. Watt ess domet. „da bin ich gerade rückwärts rein gefahren“. Och, seit ech, dann will ech en enns ruapen. Unn tatsächlech en woar enn kapitalen Schaden an seinem Prunkstöck. Sogar de Pollze’i ess jekuamen un hatt den Schaden oppjenommen. Ech sait noch zu dem Pollzisten, nu hangk wiar ennen denn Sonndag noch verdorwen. Ne sait de Pollzist, datt hätt hütt morjen schon de Wäcker erledigt.

Se hangk ehre Arbett jemakt unn am Mondag ess der Kaal mett sianem Schrotthuapen dann no de Werkstatt gefahren. Ett wüard repariert unn he kregt för die Tied jo molls enn Leihwagen. Emmer föll Ärger un Lüöperei. Watt well mar maken. Kloppen un bletzeg weären muss man jo nitt. Sonst gövt ett ewer nit föll ni’eues.

De Kriemelner Denkerschmette makkt am iarschten August wiar open. De Tüpitter wüard ett desse Weeke noch verkünden. Am 04. August ess Treffen der Streckgruppe draan. Dann küanem wennegstens de Strecktanten in ussere Streckgruppe wiar tesamen töttern. Natürlech opp Abstangk, sowiat ett giat. Wiar hangk uss joo Monate nit gesenn. Da gütt ett föll to vertellen. 

Bös strackes, önker Klärchen

Die Beziehungen der Hasenclevers zu J. W. von Goethe

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Dr. Wilhelm Rees

Während die Beziehungen der Pempelforter Jacobi zu Goethe allgemein bekannt sind, sind die der Ehringhauser Hasenclever nur wenig über den Bereich unserer Stadt hinaus gewürdigt worden. Josua Hasenclever kam erstmalig 1808 in Frankfurt mit dem Freundeskreis Goethes in Berührung, und zwar mit den Brüdern Fritz und Christian Schlosser, den Söhnen des Schöffen Hieronymus Peter Schlosser, mit deren Tante, der Geheimrätin Georg Schlosser, und ihrer Tochter Henriette. Er schloss sich mit herzlicher Liebe den beiden Brüdern an, die ihn, wenn sie ihn auch an Geist und Kenntnissen übertrafen, doch wegen seines praktisch-tüchtigen Sinns und der Gradheit seines Urteils schätzten. Christian Schlosser weilte mehrmals, 1808 und 1823, in Ehringhausen und wurde — seine zahlreichen Briefe lehren es — der Mentor Josua Hasenclevers in der Befriedigung seines Bildungsbedürfnisses.

Eine zweite Brücke hin zu Goethe wurde 1809 geschlagen, als David Hasenclever sich mit Henriette Schlosser, der Tochter Georg Schlossers und Johanna Fahlmers, vermählte. Johanna Fahlmers, die in ihrer Jugend dem Pempelforter Kreise angehörte, wurde die zweite Gattin Schlossers, als ihm Goethes Schwester Cornelia durch einen frühen Tod entrissen worden war. Sie hatte Goethe 1772 in Frankfurt kennengelernt, und der junge Dichter stand sehr bald unter dem Einfluss dieser stillen Frau, von der er in „Wahrheit und Dichtung" sagt, dass sie durch die große Zartheit ihres Gemüts und die ungemeine Bildung des Geistes Zeugnis gab von dem Wert der Gesellschaft, in der sie herangewachsen war. „Sie lehrte uns Schonung, indem sie uns fühlen ließ, dass wir derselben auch wohl bedürften". Im März des Jahres 1773 begann der Briefwechsel Goethes mit Johanna, der bis zum Jahre 1778 mit der gleichen Herzlichkeit andauerte und uns tiefe Einblicke gewährt in Goethes äußeres Leben und die Verhältnisse am Weimarer Hofe, wie in sein dichterisches Schaffen und die intimen Herzensangelegenheiten des Liebenden.

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Geschichte und Blütezeit der "Mannesmänner" (V)

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Aus: „Bergische Wegbahner. Persönlichkeiten und Geschlechter aus Remscheid, Lennep und Lüttringhausen“.
Herausgegeben 1951 vom Vorstand des Bergischen Geschichtsvereins e.V. Abteilung Remscheid.

von Gustav Hermann Halbach

Teil 5
Schon vor dem nahtlosen Rohr hatten die Mannesmanns ihre ersten Erfindungen gemacht. Wie der Vater schon verbesserten Gussstahl herstellte, so erfanden die Söhne Max und Reinhard zusammen den sogenannten Weichkernstahl. Ihr erstes Erfinderschutzrecht erwarben die Brüder Reinhard und Max in einem deutschen Reichspatent vom 3. Juli 1878 auf einen Schallverstärker für Fernsprecher. Auch gestalteten sie eine Seemine, die sie dem preußischen Staate anboten. An der Ausarbeitung des Röhrenverfahrens beteiligten sich vorwiegend die Brüder Alfred und Karl. Ein neuer Höhepunkt in ihrem Schaffen war die Erfindung des hängenden Gasglühlichts in einer gemeinsam 1900 in Remscheid eingerichteten Versuchsstätte. 1901 erzielten Max, Karl und Otto Mannesmann mit ihrem Licht eine Gasersparnis von 60 v. H. Weiter beteiligte sich dann noch Reinhard an der Lichtvervollkommnung.

Unablässig sannen und planten die Mannesmann auf den mannigfachsten Gebieten. (...) Eine Gebrauchsmustereintragung vom 8. Mai 1908 bezieht sich überraschenderweise auf ein Wein-Thermometer, um die für die verschiedenen Weinsorten geeigneten Trinkwärmegrade zu erzielen, wenn sie den höchsten Wohlgeschmack haben sollen. Bordeaux- und Burgunderweine müssen bekanntlich erheblich wärmer sein als die Rhein-, Mosel- und Saarweine. Am kältesten müssen Schaumweine getrunken werden.

Reinhard d. J. erwies sich nicht nur als weitblickender Werkwalt und tiefsinniger Erfinder im deutschen Großgewerbe, sondern auch als Entdecker und Kaufmann durch und durch, dessen Name und ebenfalls der seiner Brüder mit der auswärtigen Politik des einstigen deutschen Kaiserreichs eng verknüpft worden ist. Von 1906 an bis zum Ausbruche des ersten Weltkriegs 1914 widmete Reinhard einen großen Teil seiner Zeit der Erschließung des bis dahin fast unbekannten Marokko. Er hat damals eine ganze Reihe von Kundfahrten in das Innere und in vielfach noch nie von Europäern betretene Gebiete von Marokko unternommen und damit eine ungeheure mannhafte, wagemutige und kühne europäische Wegbahnerarbeit und Gipfelleistung vollbracht. Er wollte die von ihm entdeckten unendlichen Erz- und Bodenschätze des Landes der deutschen Eisenwirtschaft nutzbar machen. Es gelang ihm, von zwei Sultanen über zweitausend Bergwerksberechtsamen zu erhalten. Wie wichtig diese waren, bezeugt ein von den damaligen Großmächten einberufenes überstaatliches Schiedsgericht, um möglichst die deutschen Bergfreiheiten und Begünstigungen zu beschneiden und den überragenden Anteil des Bergbaus nicht in deutschen Händen zu belassen. Die größten Rechtslehrer der europäischen Völker haben sich damals einstimmig für die Rechtsgültigkeit dieser an Mannesmann erteilten Berechtsamen ausgesprochen, so außer denen von Deutschland England, Frankreich, Österreich, Italien und Spanien. Unter dem Namen Marokko-Mannesmann-Kompanie schuf Reinhard Mannesmann 1909 mit seinen Brüdern ein ausgedehntes Unternehmen, in dem Karl Mannesmann Vorsitzer des Aufsichtsrats wurde. Große Werke und 14 Handelshäuser errichtete man. An Ländereien und Ackerland erwarb die Gesellschaft ein Gebiet von etwa 90.000 Hektar. 2.000 Erzberechtigungen besaß sie. Vor allem förderte man die Landwirtschaft.

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Omnibus schrammte Haus in Lennep und fuhr weiter

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Liebe Lennepfreunde, können Sie sich noch an das hier abgebildete Haus an der Lüttringhauser Straße 10 erinnern? Es existiert ja jetzt im Jahre 2020 schon rund fünfzig Jahre nicht mehr, denn es wurde im Zusammenhang der Veränderungen an der Poststraße, am Mollplatz und der unteren Lüttringhauser Straße abgerissen. Das lang gestreckte Haus ging noch zurück auf die alte Lenneper Posthalterei, aber schon um 1900 gab es hier die Spezereihandlung Julius Heyer (vormals Familie Carl vom Berg), die noch nach dem Zweiten Weltkrieg von Walter Heyer als Lebensmittelgeschäft weiter geführt wurde. In dem Gebäude waren unten ursprünglich eine Wagenremise und eine Schmiede für den Hufbeschlag der Postpferde untergebracht, weiterhin eine Reparaturwerkstatt für die Postwagen, oben im ersten Stockwerk gab es von alters her den Heu- und Strohboden.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich in den 1950er Jahren im Heyerschen Laden für fünfzig Pfennig einen massiven Würfel dunkle bittere Blockschokolade bekam, eine „echte, richtige“ Tafel Markenschokolade kostete damals 1,30 DM oder mehr, weil die Preisbindung dafür noch nicht aufgehoben war. Heyers Laden lag zwei Minuten von unserem heute nicht mehr existenten Haus am Mollplatz entfernt, und unser Kater Kasimir begleitete meine Oma oft zu den Einkäufen. Wollte man Spirituosen kaufen, dann griff sich Herr Heyer, immer im blütenweißen Kittel, einen langgezogenen Stockgreifer und fischte damit die entsprechende Flasche aus einem hohen Wandregal, der Verkaufsraum war durchaus beengt, und man musste die Höhe der ehemaligen Stallung ausnutzen.

Unter den mannigfaltigen Lenneper Texten, die im Laufe der Zeit von den verschiedensten Seiten an mich und mein Lenneparchiv übergingen, befindet sich auch eine Erzählung, oder sagen wir besser gleich ein „Erzählchen“, das angeblich auf die Erinnerungen der ehemalig dortigen Kaufmannsfamilie Heyer zurückgeht. Es handelt von einer „Fahrerflucht der Wupper-Sieg-Kraftverkehr-AG." Kennt man denn in Lennep diese Verkehrsgesellschaft noch? In Wikipedia heißt es dazu: „Das Busunternehmen Wupsi GmbH, ehemals Kraftverkehr Wupper-Sieg AG wurde am 3. März 1924 vom Kreistag des ehemaligen Kreises Wipperfürth gegründet …“. An die Busse dieser Verkehrsgesellschaft können sich viele Lenneper noch erinnern, einer ihrer Haupthaltepunkte zum Ein- und Umsteigen war der Bismarckplatz.

Unser Foto zeigt den bewussten Lebensmittelladen der Eheleute Walter Heyer an Lüttringhauser Straße 10 in den 1960er Jahren. Die Lüttringhauser Straße in Lennep war damals mittig sehr stark gewölbt, sie fiel also sowohl nach links als auch nach rechts ab, um die Regenmassen in die Gossen abzuleiten, was dazu führte, dass insbesondere höhere Wagen manchmal in Schräglage gerieten. Schon bei einer früheren Straßenverbreiterung hatte man, wie auch bei der darunter liegenden Posthalterei, das uralte Gebäude Lüttringhauser Straße 10 nur retten können, indem man sein Parterre an einer Ecke abschrägte und damit verkürzte. Dies reichte zwar für die Anlage eines modernen Bürgersteiges, jedoch stand das Obergeschoß darüber weiterhin hervor. Ältere Lenneper können sich daran sicherlich noch gut erinnern oder haben von ihren Eltern davon gehört. Die Lüttringhauser Straße war von alters her sehr stark frequentiert. Sie wurde in den 1960er Jahren auch vom Schwerlastverkehr und vielen Bussen genutzt.

Über dem Heyerschen Geschäft war seinerzeit das Wohnzimmer der Familie mit einem Gläserschrank in der Nähe der überstehenden Ecke. Irgendwann wurde die Familie spätabends durch ein Rappeln der Gläser aufgeweckt. Man sprang auf, konnte aber in den Wohnräumen nichts entdecken, was auf den Grund des Rappelns hätte schließen lassen können. Am nächsten Morgen jedoch erkannten die Eheleute Heyer an der überstehenden äußeren Hauswand Lackspuren von roter Farbe, die nur von einem Fahrzeug der „Wupper-Sieg AG“ (Wupsi) herrühren konnten.

Diese Annahme sollte sich dann auch bald bestätigen. Einige Tage später kam ein Brief der Wupsi, in dem mitgeteilt wurde, dass einer ihrer Busse vor Ort durch die Gebäudeecke beschädigt worden sei. Es war ja bekannt, dass vor Ort bei Gegenverkehr höhere Fahrzeuge, je näher sie an die Bordsteinkante heranfuhren, rechtslastig in eine gefährliche Nähe der überstehenden Hausecke kamen und diese manchmal streiften. Jedenfalls fragte die Wupsi AG an, wie sich die Hauseigentümer Heyer die Regulierung des Schadens denken würden, da das Dach des Busses aufgeschlitzt sei. Die Eheleute antworteten damals, man solle ruhig kommen, ihr guter Anwalt werde das schon alles erledigen, denn jetzt kenne man ja den Verursacher der Hauswandbeschädigung, der Fahrerflucht begangen hätte. Danach war die Angelegenheit der Erzählung nach beendet. Ob dieses "Erzählchen" zur Gänze stimmt, oder nur teilweise, wie auch immer, in jedem Fall ist es geeignet, uns einen Aspekt des früheren Lennep wieder einmal nahe zu bringen, denn das Gebäude und die Kaufleute gibt es nicht mehr, und das Areal sieht seit den 1970er Jahren gänzlich anders aus, aber Verkehr gibt es dort immer noch.

Dat Klärchen un de Bofrost Kearl

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Man wüard jo äuler un manchmol han ech kianen Fumm miar, middachs un ovens te kooken. Mian Nohbersche sait, sie hätt för su Dage emmer wat vam Bofrost em I’es. Dat ess Ruckizucki färdich, un schmaaken düart et och. Nech su fian wie selbstgekookt ever in de Drou do frett de Düwel Fli’egen.

Ech han dann em Enternet denn Katalog van dem Bofrost aanjekieken. Die hangk jo alles. Van I’escreme öwer Gemüas, Oabst bös no Brüötschen un färdiche Mooltieden. Dann han ech wat tesamen gestault. Van allem wat, man muat et jo alles ens koaren. Nu noch en Termin uutjesökt un affjeschickt. Nu bin ech ens gespannt, off datt klappt. Ett giat jo hütt dat betalen alles kontaktlos. Dat verleitet jo och, datt man wat mehr bestäult.

Ech han miar füarsechtshalver en paar Mängker tem dragen parat gestault.

Der Dag kam un ech waren henger de Gading bös de bungkte Wagen vam Bofrost kömmt. Ech schier no de Düar, domet de Kaal nech metkriagt, datt de demnächst nix sälwstjemaktest kriagen dor. Ech mak de Düar open un opp demm Dörpel stangk en krütz bungktes Kearlken, nech gruoter als mian Krüönselstruak emm Gaaren.

„Hallo, ich bin der Denny Schmitz, sie können mich Denny nennen“ brüllt he. Füar lauter Schreck, blievt miar de Mual open stongk. He stürmt in mian Deel un  frogkt anschließend, „kann ich mich hier ausbreiten“. Jo sait ech, dont se datt. Op der Trappe ess genug Platz. Opp ianmol springt datt kliane Kearlken en halwen Meter zuröck, ritt sech den ruoten Schmadderlappen vam Geseite un sait „un so seh ich richtig aus“. Noh jo, dait ech, ett gütt schlemmeres. He ess jo nit schäbbeg, ewer wat kliean. Sian Muader hätt enn besser bitieden ess opp enn Mestehuapen gestäult.

Un watt hangk se dann nu füarn Meschmasch för mech.

„Moment, ich hol ihn mal aus dem Wagen, haben sie noch zusätzlich einen besonderen Wunsch“

Nö, sach ech, iarschmol kieken opp datt Tüach watt ess un opp datt mianem Kaal schmeckt.

Un dann kömmt he met enn gruaten Mang voll mett dieafjefrorene Saken.

„Soll ich Ihnen die bis zum Eisschrank tragen“ fröcht he. Ne sach ech, datt mak ech molls alleng. Enn miane Köche wual ech enn jo nit looten, denn Krukenstoppen. Dont se datt in miane Mängker die ech do opp de Trappe hingestault han.

Datt hätt he och fianst jedonn. Am Labern ess he och dobie. Ech wiat garnech watt ett all te labern gütt. De halw tied hangk ech enn och nitt verstonn. Nur datt he in tweienhalw Weeken widder kömmt, wenn ech watt bruuk. Ech hangk noch wat ungerschriewen müaten unn dann woar datt klieane Kearlken och schon widder in sianem Verkoopswaagen verschwungen. So schier wie de Fuarz emm Wengk.

Ech hangk nu och schon döckes watt van dem Jefrorenen probiert. Nech alles ess su wie man ett sönst gewengkt ess, ewer man kann ett eeten. Dem Kaal ess ett jo nitt oppgefallen, datt he wat füargefertigtes als Meddacheeten kriagen där. Un datt ess de Houpsake.

Bös strackes, önker Klärchen

Sein eigenwilliger Humor war gewöhnungsbedürftig

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Liebe Freunde des Bergischen Landes, liebe Lenneper,
dieser Tage war ich wieder einmal „am Ausmisten“ historischer Bestände, die ich vor knapp zwanzig Jahren u.a. vom „Lemper Koch“ übernommen hatte. Der Genannte bezeichnete sich ja selbst bewusst immer wieder als „Lennepsammler“, womit er ausdrücken wollte, dass das Sammeln und Besitzen von Lennep betreffenden Dokumenten und Gegenständen ihm weit mehr am Herzen lag als die fachhistorische Beschäftigung damit. Über Jahrzehnte stand dieser Herr in der ganzen Bundesrepublik mit Anbietern von „Lennepensien“ in Verbindung und gab beim Erwerb tausender Einzelstücke dafür viel Geld aus.

Er sammelte allerdings auch zunächst Wertloses, z.B. Einzelstücke historischer und zeitgenössischer Presseprodukte. Man weiß ja nie, welche Erkenntnisse man daraus irgendwann einmal gewinnen kann. Beim Ausmisten von Kochs alten Kartons stieß ich jetzt auf eine Extraausgabe der Bergischen Morgenpost aus dem Jahre 1993, in der ein Artikel über ein lange Zeit sehr bekanntes „Lenneper Original“ enthalten war. Ich selbst hatte in meinem Text- und Bildband „Aus dem Alten Lennep“ (2004, 2007 u. weiter) das Thema „Lenneper Originale“ behandelt und zahlreiche Beispiele aus früherer Zeit dargestellt. Ein ausgesprochener Renner waren über Jahre hinweg auch meine dazu gehörigen Lenneper Stadtführungen.

Der gennannte Artikel aus der Extraausgabe der Bergischen Morgenpost im Jahre 1993 schilderte ein „Lenneper Original“, das ich bisher nicht berücksichtigt hatte, obwohl mir dessen Familie aus der Kindheit bekannt war. Dies wollen wir hier und heute nachholen, gerne auch deshalb, weil es sich bei dem schildernden Autor „Kurt vom Drieselshäuschen“ um einen Jugendfreund von mir handelt, den viele Remscheider Leser eher unter seinem wirklichen Namen Rolf Lotzmann kannten. Er war lange Zeit vor Ort als Lokalreporter tätig und verfasste u.a. eine Unmenge kleinerer Arbeiten zum Thema „Lenneper Straßen“. Bei unserem heutigen Thema war sozusagen die untere Kölner Straße dran, da wo die Splittergasse auf sie trifft und sich seit 1976 die Lenneper Altstadtgalerie Wroblowski befindet. Die dick gedruckte Überschrift in der Extraausgabe der Bergischen Morgenpost lautete damals: „Wer mit großen Scheinen bezahlte, bekam von „Alli” haufenweise Kleingeld zurück“.

Folgen wir nun dem Text von Kurt vom Drieselshäuschen alias Rolf Lotzmann, der sich übrigens sein Pseudonym nach dem Ort seiner Kindheit ausgesucht hatte. Er wohnte nämlich wie auch ich am heutigen Mollplatz, vor dem früheren „Lüttringhauser Tor“, wo der Lenneper Überlieferung nach einst ein drehbarer Pranger gestanden haben soll, das Drieselshäuschen.

„Wer hat nicht schon vom „Schnidder Halsöverkopp", vom „Schlüffken" aus der Jägergasse und von dem Girlanden-Verkäufer „Aapen-Matthias" aus der Splittergasse gehört, der seine verkauften Girlanden nachts wieder abnahm und sie am nächsten Tag erneut anbot. Zu den „Typen”, die jeder kannte, gehörte auch Ernstfred Allmacher, der meist „Alli" genannt wurde. „Alli” betrieb ein Lotto/Toto- und Zigarrengeschäft in der Lenneper Altstadt an der Ecke Splittergasse/Kölner Straße. Sein eigenwilliger Humor wurde nicht von jedem geteilt; aber alle, die den Lenneper, der seine Heimatstadt über alles liebte, näher kannten, hatten ihn „einfach gern". Von und über „Alli" gibt es viele Geschichten; sie alle zeugen von seiner Fähigkeit, spontan zu handeln, gepaart mit urigem „Mutterwitz". An einige Episoden soll hier erinnert werden; vielleicht erkennt sich der eine oder die andere hier wieder.

Und nun die Erzählchen:

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Kommerzienrat ließ Gang unter der Straße anlegen

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Liebe Lennepfreunde,
wissen Sie, wo dieses Villa stand? Wahrscheinlich nicht. Aus eigener Anschauung kann dies nur wissen, wer das Ende des Zweiten Weltkriegs bzw. die ersten Jahre danach miterlebt hat. Wir sehen hier die Ecke Rotdornallee/Leverkuser Straße, früher Leverkuser Gasse oder auch Kinns (Kinds) Gässchen. Das Gebäude wurde vom Lenneper Architekten Arthur Schmidt noch vor der vorletzten Jahrhundertwende entworfen und von der Baufirma Albert Schmidt für Hermann Hardt Junior errichtet. Weil der Herr Kommerzienrat bei seinem Weg zum Kontor an der Kölner Straße / Nähe Wupperstraße nicht gerne irgendwelchen Leuten begegnete, ließ er unter der Rotdornallee, früher Mittelstraße, noch einen privaten unterirdischen Gang bauen. In den 1930er Jahren war diese Villa u.a. Sitz der NS-Frauenschaft. Nach dem Krieg wurde auf dem Grundstück zur Ringelstraße hin die neue Gemeinschaftsschule erbaut. Übrigens sieht man auf dem historischen Foto auch die "Rotdörner" der Lenneper Rotdornallee, die aus Kostengründen später kaum noch adäquat ersetzt wurden.

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