Wer an der Haltestelle Hasten, Kirche, ungeduldig auf den Bus wartet, sollte die Zeit nutzen und einfach mal seinen Blick nach oben richten, zur Pauluskirche. Nicht nur das nagelneue Schieferdach der Kirche fällt auf, sondern vor allem die goldglänzende Wetterfahne auf dem Kirchenschiff. Ohne Fernglas oder Teleobjektiv kann man die Details dieser Schmiedearbeit kaum erkennen. Die Wetterfahne aus der Rokokozeit (1780) zeigt einen beleibten Pastor mit kleinen Füßchen, auf dem Kopf einen flachem Hut mit aufgebogener Krempe. Er trägt ein kelchförmiges Gefäß vor sich her. Die Zahl 1548 steht über den Buchstaben CB-GB (oder CB-CB?), darunter die Jahreszahl 1780.
Die Wetterfahne hat die Form eines Schnürschuhes. Aus der Gemeindechronik von 1953 geht hervor, dass ursprünglich an Stelle der Wetterfahne ein Steinkreuz errichtet werden sollte. Warum wurde diese Wetterfahne bevorzugt? Auch ist es sicher, dass die Wetterfahne ursprünglich nicht für die Pauluskirche hergestellt wurde. So findet sich in einem Brief von Max Cleff sen. vom 12.11.1926 der Hinweis, dass die Fahne von einem abgebrannten Haus im Dreiangel stamme. Vielleicht von einem alten Schlossgebäudes oberhalb in der Gerstau, das kurz vor 1548 bis auf die Grundmauern abbrannte? Dann wäre die Wetterfahne viel älter.
Bis heute ist nicht klar, was die Buchstaben bedeuten sollen - evtl. die Initialen einer bergischen Familie. Die Jahreszahl 1548 wird mit der Sage der "Pfaffenumkehr" oder auch "Vaßbenders Umkehr" in der Gerstau in Verbindung gebracht ("Umkehr" des Pfarrers Ambrosius Vaßbender auf der Wallfahrt nach Neviges zum evangelischen Glauben) Allerdings kann diese Jahreszahl angezweifelt werden, da gerade in diesem Jahr Karl V. das Interim verfügt hatte, um ein Vordringen des Protestantismus einzugrenzen. Vaßbender soll 56 Jahre die evangelische Lehre in der Remscheider Gemeinde gelehrt haben.
Über die Inschrift CK 1852 finden sich ebenfalls keinerlei Hinweise, und wer hat nach 1780 bzw. um 1852 die jüngeren Jahreszahlen eingefügt? So bleibt denn diese schöne Wetterfahne weiterhin ein kleines Rätsel in der Remscheider Geschichte und lässt Spekulationen zu. (Danke an Pfarrer Siegfried Landau, der mir freundlicherweise die alten Seiten der Gemeindechronik zur Verfügung gestellt hat. Die Sage von der Pfaffenumkehr kann man nachlesen bei Otto Schell, Bergische Sagen)