von Dr. Wilhelm R. Schmidt
Schon öfters haben wir uns mit den früheren Sitten und Gebräuchen im Bergischen Land beschäftigt und historische Texte und Abbildungen zum Thema vorgestellt und kommentiert. Beim Stöbern in meinem Lennep-Archiv stieß ich jetzt auch auf einen Beitrag des unvergessenen Egon Viebahn, langjähriger Vorsitzender der Lenneper Altstadtfreunde, dessen Lenneper Stadtführungen immer ein vielfältig sachliches, aber darüber hinaus auch ein akustisches Erlebnis waren. Der Diplom-Ingenieur hatte es gar nicht so gern, wenn man ihn als eine Art Archivar oder Historiker Lenneps bezeichnete. Seine Beiträge waren denn auch eher ingenieurmäßig kurz und prägnant. Aber lesen Sie selbst:
Was boten vor rund 100 Jahren Vereine und Organisationen an öffentlichen Weihnachtsveranstaltungen in der damaligen Kreisstadt Lennep? Nehmen wir mal das Jahr 1894: Den Beginn der Weihnachtsfeiern machte damals die Kleinkinderschule am Freitag, 21. Dezember, von 9.30 bis 11.30 Uhr, wohl in den Räumen des jetzigen Kinderhauses Westerholt an der Hardtstraße. Getragen wurde die Feier vom evangelischen Frauenverein. Am gleichen Tag hatte der Gesangsverein Eintracht im Berliner Hof sein 31. Stiftungsfest. Auf dem Programm stand ein Konzert zugunsten der Armen. Man darf annehmen, dass wenige Tage vor dem Fest am Ende der Darbietungen die Kapelle weihnachtliche Weisen aufspielte. Während der erste Feiertag der Familie den Freunden und Nachbarn vorbehalten war, hieß es am zweiten: auf in die Öffentlichkeit.
Nicht nur in Lennep, überall im Land gab es Konzerte, Festbälle und Tanzvergnügungen. So hatte die Freiwillige Feuerwehrkapelle Lennep zu einem Konzert, verbunden mit theatralischen Aufführungen und nachfolgendem Tanzkränzchen, in den Saal der Frau Ruwiedel (Kölner Straße) eingeladen. Der Lenneper Turnverein Frischauf traf sich am zweiten Weihnachtstag, der auf den Mittwoch fiel, im Lokal von Richard Neveling an der Schwelmer Straße. Angekündigt wurden theatralische und humoristische Aufführungen mit nachfolgendem Festball. Die Turnerfamilie sah die Stücke Unverhofft kommt oft und Im fremden Revier". Das Vergnügungslokal Tocksiepen empfahl sich für die Festtage bestens. Der neue Saal, so hieß es, ist aufs Schönste fertiggestellt.
"In der Adventszeit häuften sich die Vereinsfeste" vollständig lesen