Raffinierhämmer waren in früherer Zeit die wichtigsten Edelstahlerzeuger. Sie hatten an der Entwicklung der Remscheider Eisenindustrie bis zum Ersten Weltkrieg erheblichen Anteil. Der Rohstahl bzw. das Eisen wurde in Stangen Angeliefert und unter dem Schwanzhammer dünner geschmiedet auf etwa eine Breite von zwei Zoll. Je nachdem, wofür das Eisen später verwendet wurde, schichtete der Schmied in einer ganz bestimmten Zusammensetzung die Rippen aus härterem und weicherem Material aufeinander und spannte sie bis zu einem Gewicht von etwa 50 Pfund in eine dafür vorgesehene Zange. Dieses Stahlbündel wurde ins Schmiedefeuer gelegt und rotglühend erhitzt, um dann unter dem Schwanzhammer ausgeschmiedet. Dann wurde wieder in der Mitte gekerbt und zusammengebogen, zusammengespannt, erhitzt und wieder Man stelle sich vor, das die anfangs 15 bis 20 Schichten Rippen beim zweiten Ausschmieden bereits 30 bis 40 Lagen besaßen und je nachdem, wofür der Stahl gebraucht wurde, wurden es bis 1000 Lagen und mehr(Damaszenerstahl), die den Stahl sehr elastisch und hart machten.
Vielfach schlugen die Schmiede Zeichen auf die Stahlstäbe, die dann erkennen ließen, wie oft der Stahl gebogen worden war. Der einmal gebogene Raffinierstahl diente meist zum Verstahlen von Werkzeugen wie Beilen, Hobeleisen, Sensen, Sicheln usw. Das Werkzeug selbst bestand aus Eisen. Den angeschmiedeten Stahlstreifen benutzte man nur für die Schneidkante. - Aus dem zweimal gebogenen Stahl stellten die Solinger z.B. ihre Messer, Scheren und teilweise auch Schwerter her. Der dreimal gebogene Raffinierstahl bestand aus 160 Schichten und genügte gehobenen Anspruchen. Produkte, die allerhöchste Ansprüche erfüllten (wie Degenklingen) besaßen in der Regel viermal gebogenen Stahl bzw. 320 Schichten. Die Elastizität war kaum noch zu übertreffen. Tonbänder von 1978 aus dem Bestand von Dr. Manfred Diederichs belegen, das ein Hammerschmied 1914 pro Woche 40 Mark netto auf die Hand bekam, während ein Textilarbeiter 20 bis 21 Mark erhielt getreu dem Motto, dass ein Hammerschmied etwa das Doppelte eines Textilarbeiters verdienen sollte. Steuern wurden um diese Zeit fast keine erhoben. Das änderte sich ab 1920. Sechs Mark Steuern und 0,24 Mark Altersrentenbeitrag vom Arbeitgeber, bei einem Arbeitnehmeranteil von 0,02 Mark, waren jede Woche fällig.
Im Herbringhauser Bachtal wurde bei Kotte 1890 ein reiner Nettolohn ausgezahlt, der von allen Abgaben schon bereinigt war. 1910 kam ein Gewerkschaftsbeitrag hinzu, der sich auf einen Stundenlohn pro Monat belief. Bereits um die Jahrhundertwende (1900) war es im Schmiedeverband allgemein üblich, das bei Erkrankung eines Arbeiters der volle Lohn weitergezahlt wurde. (Aus: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)