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Grete und Fritz Wachhaus heirateten im Gefängnis

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In der Zeit vom 12. bis 17.11.1934 fand vor dem II. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm in Wuppertal der Prozess „Andreas Pflüger“ statt. Von den 62 Angeklagten waren zwölf Frauen. Die Gestapo hatte zunächst gegen 91 Angeklagte, darunter 22 Frauen, ermittelt.

Grete Wachhaus geb. Alders ist am 3.9.1910 in Remscheid geboren und wurde im Herbst 1933 zusammen mit ihrer Mutter Maria Alders und ihrem Bruder Otto Alders in sogenannte Schutzhaft genommen. Mutter und Tochter kamen in das KZ Brauweiler. In dem Prozess „Andreas Pflüger“ wurde sie am 17.11.1934 zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt, weil ihre Familie einem illegalen Funktionär der KPD Unterkunft gewährt hatte. Von den Misshandlungen bei den Vernehmungen der Gestapo hat sie bleibende gesundheitliche Schäden behalten.

Mit dieser Broschüre hat die Stadt Remscheid den vielen Remscheider Frauen, die wegen ihrer politischen Überzeugung, menschlichen Verantwortung oder aus ganz persönlichen Gründen während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und inhaftiert wurden, ein Denkmal gesetzt. Die teilweise umfangreich geschilderten Lebensschicksale waren ganz unterschiedlich und haben mich sehr berührt. Ich lernte die politisch engagierten Frauen als starke, selbständig denkende und handelnde Persönlichkeiten kennen, die teilweise ihre männlichen Partner an Aktivität und Kreativität übertrafen. Viele hatten auch vor der Nazizeit wichtige politische Funktionen bekleidet. Nur wenige Frauen standen im Schatten ihrer männlichen Partner oder sonstigen Familienangehörigen. Ihren Beitrag zur Menschlichkeit in einer unmenschlichen Welt ans Licht treten zu lassen und sie nicht zu vergessen, ist die Absicht dieser Broschüre.
Die 2. Auflage dieser Broschüre aus dem Jahr 2007 hält die Erinnerung wach an die vielen Frauen und Männer, die in der Zeit des Nationalsozialismus litten und ermordet wurden.

(Christel Steylaers, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte)

Sie heiratete während ihrer Haft Fritz Wachhaus, der nach ihrer Freilassung selbst für viele Jahre in Haft war. Er war in dem Prozess „Hans Salz“ am 19.11.1935 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Nach dieser Zeit wurde er aber nicht freigelassen, son­dern kam in sogenannte Schutzhaft in das KZ Sachsenhausen und von dort in das Strafbataillon „SS Dirlewanger“. Bei den Kämpfen im Osten geriet er schließlich in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst am 23.3.1946 entlassen wurde. Da er auch schon vor dem Prozess „Hans Salz“ inhaftiert war, betrugen Haft und Gefangenschaft 13 lange Jahre.

In einem verzweifelten Brief schrieb Grete Wachhaus geb. Alders an das Städtische Besatzungsamt Remscheid: „Hiermit teile ich Ihnen mit, dass mein Mann Fritz Wachhaus, geb. 16.2.1909 in Remscheid, wohnhaft: Remscheid, Stöckenbergstraße 12, von März 1933 bis April 1934 wegen Vorbereitung zum Hochverrat (antifaschistische Tätigkeit) mit Gefängnis bestraft worden ist. Danach, und zwar von Dezember 1934 bis Februar 1943, wurde er aufgrund eines Indizienbeweises mit Zuchthausstrafe belegt, angeblich wegen Vorbereitung zum Hochverrat, obwohl ihm auch während der Gerichtsverhandlung nichts irgendwie Strafbares nachgewiesen wurde. Nur aufgrund von Verdacht und weil er schon politisch vorbestraft war, verhängten die Nazirichter die unglaublich hohe Strafe. Nach Verbüßung dieser Strafe schaffte man ihn in das Konzentrationslager Oranienburg bei Berlin. Kurz vor Kriegsende presste man ihn gewaltsam in die Waffen-SS. Seit 12.12.44 ist mein Mann bei Cithau (Ungarn) als vermisst gemeldet, und ich habe bis heute keine Nachricht, ob er lebt oder in Gefangenschaft geraten ist

(Quellen: Liste der VVN Remscheid von Remscheider Inhaftierten in der Nazizeit; Armin Breidenbach: „Widerstand und Verfolgung in Remscheid 1933 - 1945“; „Remscheid in der Zeit des Nationalsozialismus“, Beitrag von Ilse Faeskorn über die Gruppe „Hans Salz“; Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Gestapoakten 27168 und RW 58-29375; Wiedergutmachungsakten Stadtarchiv Remscheid)


Trude Wybierala narrte erfolgreich die Gestapo

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Trude Wybierala in der „roten Waldschule“ in Leichlingen im Jahre 1927; Trude Wybierala befindet sich ganz links auf dem Gruppenbild.In der Zeit vom 12. bis 17.11.1934 fand vor dem II. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm in Wuppertal der Prozess „Andreas Pflüger“ statt. Von den 62 Angeklagten waren zwölf Frauen. Die Gestapo hatte zunächst gegen 91 Angeklagte, darunter 22 Frauen, ermittelt.

Trude Wybierala war vor der Nazizeit kommunistische Stadtverordnete in Remscheid und politische Leiterin der KPD im Bezirk Stadtmitte mit ca. 200 Mitgliedern. Sie war eine engagierte, schlagfertige und tatkräftige Frau. „Ich kannte fast alle Genossen“, sagte die damals 80-jährige in ihren Erinnerungen.

„Der Osterbusch und das Blumental gehörten zu meinem Gebiet. Wenn wir nachts Plakate kleben gingen, klopfte ich an die Fenster und die Männer kamen. Aber ihre Frauen waren meistens eher wach. Sie haben ihre Männer aufmerksam gemacht und gesagt: ‘Die Trude ist draußen.’ Einmal haben die Genossen eine Fahne auf dem Kamin der Deutschen Edelstahlwerke befestigt. Ich habe so gezittert. Ich habe gesagt: ‘Das machen wir nicht noch einmal. Wenn da einer herunterfiele, würde ich des Lebens nicht mehr froh!’ Irgendwann - es war schon in der Nazizeit - habe ich den Genossen Kern getroffen. Er hat gesagt: ‘Wir haben alle unsere Waffen vergraben, Trude, was sollen wir machen?’ Ich habe gesagt: ‘Öle sie gut ein; aber wir können jetzt damit keinen Widerstand machen. Wenn wir einen Menschen in Remscheid töten würden, erschössen die Nazis Hunderte in den Lagern.’
Wir haben aber weiter unsere Flugblätter getippt, abgezogen und verteilt. Man hatte uns eingeschärft, nur in Dreiergruppen zu arbeiten. Wir sollten uns weder Gesichter noch Namen merken und auch nicht die Wohnungen, in denen wir arbeiteten. Am 11. April 1933 wurde ich verhaftet und in Schutzhaft genommen. Neun SS-Leute waren auf einmal in meinem Zimmer im Volkshaus. Ich habe später erfahren, dass sie vom Haus gegenüber das Zimmer beobachtet hatten. Ich war auch verantwortlich für den Literaturvertrieb; aber ich hatte vorher alles weggeschafft. Ich war nach meiner Verhaftung im Polizeigefängnis in der Uhlandstraße, im Amtsgericht Remscheid, in Düsseldorf, in Köln und im KZ Brauweiler.“

Trude Wybierala hatte nach ihrer Schutzhaft zwei Begegnungen mit dem berüchtigten Gestapo-Beamten Lendermann. Sie begegnete ihm das erste Mal, als sie für ihre Mutter eine Besuchserlaubnis bei ihren Eltern, die in Polen wohnten, beantragen wollte. Lendermann fragte sie: „Fräulein Wybierala, was sagen sie jetzt von der Lage?“ Sie erwiderte: „Ich sage nichts, sonst werde ich wieder dort sein, wo ich herkomme.“ Darauf kamen aus dem Nebenzimmer einige SS-Leute. Lendermann sagte: „Nun, Fräulein Wybierala, Sie können ruhig reden, wir versprechen, es geschieht Ihnen nichts.“ Sie sagte: „Ich bin ja erst seit gestern zurück; aber was ich gehört habe, ist nicht gut. Die Margarine ist von 29 Pfennig auf 65 Pfennig geklettert, das Öl von 39 Pfg. auf 1,35 Mark, das Salz von 6 Pfg. auf 13 Pfg.. Und das sind Grundnahrungsmittel. Diese Teuerung bekommen die Arbeiter und Erwerbslosen zu spüren

Lendermann drehte sich den SS-Leuten mit einem fragenden Blick zu. Die nickten mit dem Kopf und bestätigten das, was Trude Wybierala gesagt hatte. „Ja, wissen Sie, Fräulein Wybierala“, sagte er, „das kommt erst noch!“ Sie erwiderte: „Sie machen mir aber einen Spaß: Wenn jemand ertrinkt, dann lassen Sie ihn erst ersaufen und dann machen Sie Wiederbelebungsversuche!“ Er darauf: „Fräulein Wybierala, es passiert Ihnen jetzt nichts, aber hüten Sie sich, das draußen zu sagen

Trude Wybierala berichtet weiter: „Die haben dann von mir gefordert, dass ich mich dreimal täglich in der Uhlandstraße melde. Da habe ich gesagt: ‘Wenn Sie fragen, ob unten eine Zelle frei ist, können Sie mich hierhalten. Ich laufe auf deutschem Boden, meine Sohlen sind durch. Das ist unangenehm. Ich habe keine Schuhe mehr, und wenn ich mich jeden Tag dreimal melden soll, dann bin ich täglich sechs Stunden unterwegs. Ich habe kein Geld für die Straßenbahn’. Wir haben uns geeinigt, dass ich mich täglich einmal am zuständigen Polizeirevier melde. Dann bin ich gegangen. Ich war auch einige Male auf dem Polizeirevier, doch dann hat mich Dr. Sademann, mein Arzt, krankgeschrieben. Er war sehr für uns und hat mir viel geholfen. Dr. Sademann erzählte mir: Ich darf im Quartal für 100 Patienten nur für 300 Mark Medizin verschreiben. Was ich darüber verschreibe, muss ich aus eigener Tasche bezahlen. So haben die Nazis damals alles gekürzt, und ich sehe heute: es wiederholt sich ja alles.“

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Die Volkshochschule prägte Herta Gläß

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In der Zeit vom 12. bis 17.11.1934 fand vor dem II. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm in Wuppertal der Prozess „Andreas Pflüger“ statt. Von den 62 Angeklagten waren zwölf Frauen. Die Gestapo hatte zunächst gegen 91 Angeklagte, darunter 22 Frauen, ermittelt.

Herta Gläß geb. Berk: „Ich bin im Jahre 1900 geboren. Wir haben während des 1. Weltkrieges eine traurige Jugend gehabt. Als der Krieg ausbrach, war ich 14 Jahre alt, als er zu Ende war 18 Jahre. Ich habe mich da der Volkshochschulbewegung angeschlossen. Resch hatte sie in Remscheid gegründet. Wir machten Volkstänze, wanderten und sangen. Ich habe auch Kurse belegt, z. B. ‚Einführung in die Philosophie‘ und ‚Mo­derne Dramen‘. Das war eine Starthilfe für mein späteres Leben. Wir haben eine Gruppe gebildet, zu der meine Freundin Emmi Kubatz, Teo Otto, Ernst Kunst und mein späterer Mann gehörte. Wir strebten einen neuen Menschen an und wollten zurück zur Natur. Wir jungen Frauen trugen zwar noch lange Röcke, aber gingen ohne Strümpfe und mit Sandalen, so dass ein Stück unserer nackten Beine zu sehen war. Die Spießbürger entsetzten sich darüber, und manche Leute nannten uns die ‚Resch-Indianer‘. In den 20er Jahren wurde auch die Spielschule für die Kinder auf dem Honsberg und später die Reschhütte gebaut. Mit dem Blech der großen Corned-Beef - Dosen ist auf der Resch-Hütte das Dach gedeckt worden.

Emmi Kubatz wurde Ende der 20er Jahre Mitglied der KPD. Als die Nazis an der Macht waren, ist die Schreibmaschine, auf der die Emmi die Matrizen für die illegalen Flugschriften schreiben wollte, aus ihrem elterlichen Haus der Sicherheit halber zu mir in die Uhlandstraße gebracht worden. Unser Haus steht nicht weit von der Polizei. Als die Nazis Emmi verhaftet hatten, wollten sie wissen, wo die Schreibmaschine stand. Emmi ist durch die Polizei sehr misshandelt worden und hat eine Woche standgehalten. Als man aber ihr drohte, ihre Mutter zu holen, die alles wusste, hat sie meinen Namen genannt.

Sie kamen des Nachts zu uns und haben meinen Mann mitgenommen, mich nicht, ich hatte ja ein Kind von vier Jahren, das ich nicht alleine lassen konnte. Mir haben sie gesagt, ich sollte am nächsten Tag zum Verhör bei der Polizei in der Uhlandstraße kommen. Es war ein Sonntag, als sie mich verhört haben. Sie haben alles so niedergeschrieben, wie ich geschildert habe. Mein Mann und ich hatten einen Tag zuvor abgesprochen, was wir sagen würden, wenn die Gestapo kommt. So sagten wir beide dasselbe aus. Meinen Mann haben sie furchtbar misshandelt. Das wusste ich aber noch nicht bei meinem Verhör. Nach drei Tagen haben sie meinen Mann entlassen. Er hatte lauter blaue Flecken, und ich habe mich gewundert, dass sie ihn so entlassen haben. Sie hatten ihn mit Gewehrkolben und Fäusten bearbeitet. Mich haben sie nach dem Verhör gehen lassen und haben gesagt, das dicke Ende käme noch.

Ein Jahr später schellt es, und ich gehe an die Türe. Ein Polizist teilt mir mit, dass ich ins Amtsgericht kommen müsse. Ich habe gesagt, ich könne nicht mitkommen, da mein Kind draußen spiele. Da hat er geantwortet, ich müsste mich nachmittags stellen. Draußen sehe ich einen offenen Lastwagen mit Leuten, die sie zu unserem Prozess holten. Ich habe alles noch geregelt und mit meinem Mann besprochen. Dann bin ich nachmittags ins Amtsgericht gegangen. Da bin ich denn drei Monate geblieben. Ich kam in eine Zelle, da war die Liesbeth Stillger drin, die habe ich dort kennengelernt, und wir haben uns angefreundet. Sie litt sehr darunter, dass ihr Mann weg war und sie keine Nachricht von ihm bekam.

Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich einen eigenen Rechtsanwalt nehme statt des Pflichtverteidigers. Das habe ich auch getan. Der Rechtsanwalt kam zu mir und hat sich alles erzählen lassen. Ich habe immer gesagt, ich hätte nicht gewusst, was Emmi geschrieben hätte. Und sie hat dasselbe gesagt. Sie hatte aber bei Schorsch, in seinem Speicherzimmer, über uns geschrieben, weil in unsere Wohnung manchmal noch eine Nachbarin kam, und das wäre zu gefährlich gewesen. Emmi und ich haben beide gesagt, bei mir in der Küche habe sie geschrieben, damit der Schorsch nicht noch mit hineingezogen wurde.Alle Remscheider Frauen kamen mit der grünen Minna nach Wuppertal zum Prozess. Mit Lieschen Henkel und Grete Alders kam ich in eine Zelle. Dann kam der Rechtsanwalt zu mir und sagte: ‘In Ihrem Protokoll steht aber etwas anderes, als Sie mir gesagt haben!‘ Ich habe gesagt: ‘Das ist alles nicht wahr. Das habe ich niemals gesagt!’ Er schaute sich das Protokoll noch einmal an und sagte: ‘Die Möglichkeit der Fälschung besteht; denn auf einem Blatt fehlt Ihre Unterschrift! Aber sagen Sie auf keinen Fall, dass das Protokoll gefälscht sei. Das dürfen Sie vor Gericht nicht sagen. Sehen Sie, wie Sie zurechtkommen!’ Die Gestapo hatte geschrieben, ich hätte gewusst, was Emmi getippt hat. Doch ich wurde mangels Beweisen freigesprochen. Das habe ich dem Rechtsanwalt zu danken, denn die Pflichtverteidiger haben überhaupt nicht mit uns gesprochen. Zeugen im Gerichtssaal haben gesehen, dass mein Rechtsanwalt lebhaft mit dem Gericht geredet hat.

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Unglaublich schwere Arbeit im KZ Lauffen

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Christine Wink.Unter den 59 Angeklagten des nach Hans Salz genannten Prozesses, der vom 11. bis 19.11.1935 vor dem Sondergericht Hamm in Wuppertal stattfand, waren zehn Frauen. Da in diesem Prozess neue Gesetze der Nationalsozialisten angewandt wurden, war das Strafmaß bedeutend höher. Auch einige Frauen erhielten mehrjährige Zuchthausstrafen. Nachstehend einige Lebensberichte, Kurzbiographien oder Briefe dieser Frauen:

Christine Wink wurde am 5.2.1898 geboren. Sie kam aus dem Arbeitersport. In der Widerstandsgruppe „Hans Salz“ war sie Hauptkassiererin für Lennep. Ihre Wohnung diente als Anlaufstelle für illegale Flugblätter und Zeitungen. Für diese Tätigkeit erhielt sie in dem Prozess „Hans Salz“, der in der Zeit vom 11.-19. November 1935 stattfand, eine Strafe von vier Jahren Zuchthaus. Sie war inhaftiert in dem Gefängnis Wuppertal-Elberfeld sowie in den Zuchthäusern Ziegenhain bei Kassel, Aichach und Lauffen. Vier Jahre Zuchthaus ist eine lange Zeit. In diesen Jahren mussten ihr Mann und ihr Sohn alleine auskommen. Nachstehend zwei Briefe, die Christine Wink aus der Haft geschrieben hat sowie ihre Aussage über die harten Arbeiten im Zuchthaus Lauffen vor dem Wiedergutmachungsausschuss in Remscheid:

Wuppertal-E., den 14. Juni 1935
Meine Lieben Alle!
Muss Euch mitteilen, dass ich am Donnerstag, dem 13. Juni, nach Elberfeld überführt worden bin. Ich bin im Gefängnis Bendahl. Macht Euch keine Sorge, wenn ihr diese Nachricht erhaltet. Die Besuche finden hier alle 14 Tage donnerstags statt, und zwar vormittags von 10 bis 1 Uhr. Wo die Besuchsscheine ausgegeben werden, musst Du Dich mal erkundigen. Ich nehme an, das könnt Ihr in Lennep oder Remscheid erfahren. Wenn Du nach hier kommst, bringe mir bitte das Kleid mit, was Oma von Hedwig geholt hat. Meine Pantoffel lasse mir Peter oder Hans etwas kleben und halte sie vor­läufig zu Hause. Wäsche bringe mir mal keine mit. Ich bin vorläufig noch in Untersuchungshaft. Wenn eine Änderung eintritt, werde ich Mitteilung davon machen. Bringe mir auch etwas Handarbeit mit; denn ich nehme an, dass ich handarbeiten darf. Sage Rosa, sie solle mal wegen Baumwolle sehen, aber dünne, ich will mir einen Pullover häkeln.

Dann musst Du mal im Küchenschrank nachsehen. In einer Schublade liegen zwei große Stricknadeln. Bestimmt weiß ich es nicht. Sonst kaufe mir ein paar neue Nr. 3 und bringe mir dieselben mit. Lieber Hans, sieh doch mal nach meinem Mantel. Der Pelz muss eingemottet werden. Am besten sage ich Dir das, wenn Du nach hier kommst. Dann bringe mir eine Zahnbürste mit und Zahnpaste. Lieber Hans, bringe Kurt nicht mit, wenn Du kommst. Es hat keinen Zweck, dass wir ihm das Herz schwer machen. Wie hat ihm der (Harz) Schwarzwaldausflug gefallen? Hoffentlich recht gut. Was macht Oma und Opa und alle anderen? Sind sie noch alle gesund? Von mir kann ich dasselbe berichten. Ich will nun schlie­ßen; denn wir wollen jetzt unsere Zelle sauber machen.
Es grüßt und küsst Euch vielmals Eure Mutter. Auf Wiedersehen.“

Mit dieser Broschüre hat die Stadt Remscheid den vielen Remscheider Frauen, die wegen ihrer politischen Überzeugung, menschlichen Verantwortung oder aus ganz persönlichen Gründen während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und inhaftiert wurden, ein Denkmal gesetzt. Die teilweise umfangreich geschilderten Lebensschicksale waren ganz unterschiedlich und haben mich sehr berührt. Ich lernte die politisch engagierten Frauen als starke, selbständig denkende und handelnde Persönlichkeiten kennen, die teilweise ihre männlichen Partner an Aktivität und Kreativität übertrafen. Viele hatten auch vor der Nazizeit wichtige politische Funktionen bekleidet. Nur wenige Frauen standen im Schatten ihrer männlichen Partner oder sonstigen Familienangehörigen. Ihren Beitrag zur Menschlichkeit in einer unmenschlichen Welt ans Licht treten zu lassen und sie nicht zu vergessen, ist die Absicht dieser Broschüre.
Die 2. Auflage dieser Broschüre aus dem Jahr 2007 hält die Erinnerung wach an die vielen Frauen und Männer, die in der Zeit des Nationalsozialismus litten und ermordet wurden.

(Christel Steylaers, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte)

Strafanstalt Ziegenhain (Bezirk Kassel), den 8.12.1935
Meine beiden Lieben!
Heute ist Sonntag und ich freue mich, Euch meine Lieben endlich schreiben zu können. Ihr werdet denken, endlich ist nicht immer. Von Euch habe ich bis heute noch kein Schreiben erhalten, hoffentlich seid Ihr noch alle gesund und munter. Der Brief, worin ich Euch mein Urteil mitteilte, wird Euch sicher erschreckt haben, auf sowas Furchtbares wart Ihr sicher nicht gefasst; aber nichtsdestoweniger immer Kopf hoch und nicht zu schwarz in die Zukunft gesehen, kommt Zeit kommt Rat, Ihr kennt mich ja. Ich habe so vieles mitmachen müssen und werde auch dieses mitmachen, verwöhnt bin ich ja nicht, und ich habe den festen Willen, Euch meine Lieben gesund wie­derzusehen. Auch von Euch verlange ich, dass Ihr alles tut, um Euch gesund zu erhalten. Wir sind mit 8 Frauen am 25. November von Elberfeld abgefahren und waren abends um 8 1⁄2 Uhr in Kassel, unser Wunsch, einmal in Deine Heimat zu fahren, habe ich jetzt auf Staatskosten machen können. Sonst fehlten uns ja die Mittel dazu. Die Fahrt an sich war sehr schön. In Hagen hatten wir 1 1⁄2 Stunden Aufenthalt und haben im Polizeigefängnis zu Mittag gegessen. Das Essen war reichlich und gut, man fühlte sich so richtig zu Hause, es gab Sauerkraut, Bratensoße, Kartoffeln und ein schönes Stück Speck, mein Lieblingsgericht. Dann fuhren wir weiter und waren abends in Kassel. Hier sind wir geblieben bis Samstag, dem 30. November, dann gings weiter über Treysa, hier mussten wir umsteigen und die nächste Station war Ziegenhain. Vielleicht wissen Oma und Opa hier Bescheid. Auf dem Wege ins Zuchthaus begegneten uns Schwälmerinnen und Schwälmer (Der Schwälmer Grund = Region in Hessen) in ihren Trachten. Das Zuchthaus hier war früher ein Kloster. Überhaupt die Gegend hier ist sehr schön und gesund.

Arbeit habe ich bis heute noch keine. Ich bin mit zwei Frauen aus Remscheid zusammen. Das Essen hier ist besser wie in Elberfeld, vor allem sauber und auch genügend. Also nochmals um mich macht Euch keine Sorgen. Nun zu Euch, was macht mein guter Junge, ist er auch tüchtig in seinem Fach? Er wird sicher viel an mich denken. Er hat eine Mutter und gewissermaßen auch keine. Ja, da wird nicht nachgefragt. Es ist gut, dass er so verständig ist und Du mein lieber Mann, verstehst, ihm alles zu ersetzen. Machst Du noch immer Notstandsarbeiten oder sind dieselben fertig? Ich bin in Sorgen um meinen Haushalt. Wie gedenkst Du denselben einzurichten? Wie wäre es, wenn Du die Wäsche ausgäbst? Schreibe mir doch bitte nach Erhalt dieses Briefes sofort wieder, damit ich wenigstens weiß, woran ich bin. Karten dürft Ihr mir nicht schreiben. Mit dem Besuchen ist schon so eine Sache, das werdet Ihr ja nicht können. Ich muss nun schließen und verbleibe mit vielen Grüßen und Küssen Eure Euch liebende Mutter.“ (Quelle: Original aus dem Stadtarchiv Remscheid)

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Donnerstag, 14. März, 19 Uhr
Lennep für Nachtschwärmer
Romantisch und ein wenig geheimnisvoll präsentieren sich die Gassen der historischen Altstadt am Abend. Folgen Sie dem Stadtführer und tauchen Sie in die Geschichte und Geschichtchen der einstigen Hauptstadt des Bergischen Landes ein. Und für Ihr Wohlbefinden wird auch gesorgt. In Kooperation mit der Lenneper Gastronomie erwartet Sie an einigen Stationen eine kleine bergische Überraschung – mit wat zom eaten on zom drenke. Leitung: Lothar Vieler. Treffpunkt wird bei Anmeldung bekannt gegeben. Anmeldungen unter Tel. RS 666861 oder E-Mail IGStadtfuehrer.RS@T-online.de">IGStadtfuehrer.RS@T-online.de.

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Nu ess ett bauld wiar Pooschen

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De Eier hängen an mieaner Forsiezie im Vüorgaarden. Ett Weeder ess och nu wiar better unn ett Joar giat füaraan. De Kaal und ech hand letztes Weekenend enn Tuur end Oberbergesche jemakt. Bie emm Gang in de Botanik hand wiar och en ganze Heerde Schööpe gesenn. Wie man datt so kengkt, hand de Schööpker alle en bungkten Punkt opp demm Krütz.

Ech sach dann zum Kaal, sach enns, wieast du warömm die Schööpe en bungkten Punkt opp demm Krütz hangkt. Joo, sait he, die sind gestempelt. Wie gestempelt, sait ech zu emm.

Da hätt he miar datt molls erklärt. Die Schoops-Böcke kreegen enn Stempelkissen umjeschnallt. Unn wenn see dann de Schööpker besprengen, giat ett en netten Stempel opp ett Krütz, datt hett, he ess mett dem Wiat feerdech.

Joo, sait ech zum Kaal jetzt wellst du mech aber för domm verschlieaten. Datt hann ech joo noch nitt jehüart. Sonn dumm Tüch jekallt. Nee sait de Kaal, datt ess su, datt hitt „Bocksprunggeschirr“ unn gütt ett emm Enternett unn biam Schoops-Fachhandel, ewer nitt bi Dokter Uhse.  Ech hann dann mian Hendy ruut jehollt unn muat dann togeven, datt he uatnahmswias recht haar. Datt jütt ett tatsächlech. Ech hatt mech uutjeschött för lachen.

Schad, datt ett datt nech för Menschen gütt, datt hätt datt Kalinken van newenaan doch bestemmt enn janzen Puckel odder enn Buck völl bungkter Punkten wenn am Weekenend sinn Kearl von de Baustelle retuur kömmt.

Joo, wenn de Hormone kreisen, giat de Verstangk op Reisen. Datt ess emm Frühjoar nu ens su.

Nu jett angersch De Kaal hätt jetzt och en Hendy. Vörige Weeke riep he mech teheme an. He woar grad emm Aldi, opp ech wat nüedech han. Joo sait ech, allerhang, dann bruuk ech nit hütt ovend ienkoopen te gonn. Ech mach enn Zeedel und schick dir denn op datt Wattsapp enn Bild. Ech hann öwerleit watt ech dann am Weekenend maken sual. Enn Muarenschloot woar secher lecker.

Datt Herta van newenaan sait datt Rezept van emm woar lecker. Ech schriev ungen opp dem Zeedel datt opp (Herta’s Möhrensalat), datt ech ett nech vergeten där.  Oven dröwer dann so ieneges angersch watt ech bruuk tem kooken. Ech mach en Foto unn schekk ett emm opp sian Hendy.

Wie de Kaal dann nohieme kümmt pack ech de Tesche uut. Alles hätt he gekregen watt ech opp dem Zeedel har, unn dann hätt he noch enn Pott färdächen Muarenschloot gekoopt. Watt häs he dann doo gekoopt sait ech zu emm. Wiesu sait he, datt häs du doch oppgeschriewen. Ech bin duur denn janzen Aldi geloopen un hann Herta’s Möhrensalat gesöökt. Ech hann sugar de Verkööper biam Aldi gefrocht, hand see Herta’s Möhrensalat. Die hand mir dann denn doo in de Hand gedrökkt.

Ha nee, da hätt de Kaal doch tatsächlich mian Rezept iengekoopt. Du Dötschkopp, datt wual ech doch kooken. Ewer ech kann emm joo nitt rechteg böse sinn, ech bin ett ja selwst schuld. Ett stang joo opp dem Zeedel. Unn datt sual de Kaal ja och ienkoopen.

Nu gött ett Muarenschloot unn neckste Weeke Muarenzoppe. Dann küanen wiar och gut kieken bie demm Muarenverbrook.

Bös strackes

önker Klärchen

Die Frauen im Prozess gegen Selma Hahn

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Am 9.5.1934 fand vor dem 1. Senat des Oberlandesgerichts in Hamm der Prozess „Selma Hahn“ statt. Er beschäftigte sich mit den Aktivitäten der Gruppe um Selma Hahn für die „Rote Hilfe“, einer Unterstützungsorganisation für politisch Verfolgte in der Nazizeit und deren Familien. Von den insgesamt 26 Angehörigen des Prozesses waren nur elf aus Remscheid. Angeklagt waren neun Frauen, drei Frauen aus Remscheid. Drei Angeklagte sind freigesprochen worden. Die übrigen 23 Angeklagten wurden insgesamt zu einer Gefängnisstrafe von 26 Jahren und vier Monaten verurteilt.

Selma Hahn, die Die Hauptangeklagte, wurde am 14.6.1906 in Remscheid geboren. Sie erlernte den Beruf einer Kontoristin und trat schon früh in die KPD ein, wurde dort Funktionärin und war bei den Kommunalwahlen am 12.3.1933 in den Remscheider Stadtrat gewählt worden. Da die Nazis aber bereits die KPD verboten hatten, konnte sie dieses Mandat nicht ausüben.

Selma Hahn war gleich nach der Machtübernahme der Nazis als Kassiererin der „Roten Hilfe“ des Bezirks Niederrhein tätig, organisierte die Verteilung von Informationsmaterial über Verhaftete und die Unterstützung der vorwiegend mittellosen Familienangehörigen. Am 11.9.1933 erfolgte ihre Verhaftung. In dem Prozess am 9.5.1934 in Hamm erhielt sie eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und sieben Monaten. Sie war vom 11.9.1933 bis 9.4.1935 inhaftiert in den Gefängnissen Remscheid, Wuppertal, Düsseldorf, Hamm und Anrath. Durch diese Haft erlitt sie schwere gesundheitliche Schäden, deren volle Anerkennung ihr durch die Wiedergutmachungsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen verwehrt wurde.

Selma Hahn hat sich nach dem 2. Weltkrieg in der KPD und der VVN - Bund der Antifaschisten engagiert. Viele Jahre war sie Kreisvorsitzende der letztgenannten Organisation in Remscheid. Nachfolgend ein von Selma Hahn verfasster Bericht über ein Erlebnis als Kassiererin der „Roten Hilfe“:

Wie viele Nächte wusste man nicht wohin...!

„Es war im Frühjahr 1933, in den ersten Apriltagen, als ich als Kassiererin des Bezirks Niederrhein der „Roten Hilfe“ abends in Hagen in Westfalen meine letzte Kassierung getätigt hatte und nun mit der Kassiererin dieser Stadt beratschlagte, wo ich die Nacht unterkommen konnte, da ich den nächsten Tag nach Lüdenscheid weiter musste. Dies war neben manchen anderen schwierigen Problemen ein besonders heikles, denn überall waren Späheraugen, Denunzianten und unverantwortliche Menschen, die durch unbedachte Redensarten die illegal gegen das verruchte System arbeiten-den Genossen und Freunde in Haft und Tod brachten.

Gegen Mitternacht endlich fand ich Unterkunft bei einem Ehepaar, das zwei kleine Kinder hatte. Der Mann war, wie viele andere, arbeitslos und die Lebensverhältnisse waren äußerst schwer, auch bei ihnen. Froh, wenigstens für die Nacht untergekommen zu sein, schlief ich bei den Kindern in einem Bett gemeinsam, halb entkleidet und ohne Schlaf zu finden. Mit offenen Augen starrte ich in das Dunkel der Nacht und grübelte darüber nach, wie ich die morgigen Verhältnisse vorfinden würde. Am nächsten Morgen, der für mich eine Erlösung von fruchtloser Grübelei war, standen wir frühzeitig auf und tranken gemeinsam Kaffee, aßen einige Brötchen, die ich besorgt hatte, und wollten gerade die kärgliche Mahlzeit beenden, als es an die Tür klopfte. Herein traten zwei Männer, die sich als Kriminalbeamte auswiesen und die Wohnung zu durchsuchen begannen.

"Die Frauen im Prozess gegen Selma Hahn" vollständig lesen

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Samstag, 30. März, 13.30 bis 15 Uhr
Von einem verschwundenen Dorf zur Müngstener Brücke
Tief unten im Tal der Wupper, zwischen Remscheid, Solingen und Wuppertal, liegt die Hofschaft Müngsten, bis ins 19. Jahrhundert Sitz der Sensenfabrikation Remscheids und Wohnsitz der Familie Halbach. Heute prägen die Müngstener Brücke, Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke, der noch immer betriebene Schaltkotten und der Brückenpark diesen Ort.
Tauchen Sie mit unserem Stadtführer in die Geschichte und Industriegeschichte dieses Ortes ein und erfahren, warum es dort auch um Napoleon und Tempelchen geht.
Leitung: Klaus Fickert. Treffpunkt: Schotterparkplatz Brückenpark, Solinger Straße. Fünf Euro. Anmeldungen erbeten unterTel. RS 666861 oder E-Mail IGStadtfuehrer.RS@T-online.de.

Donnerstag, 4. April, 14 Uhr,
Lennep Neustadt. Gang durch die Lenneper Neustadt mit anschließender Bergischer Kaffeetafel,
drei Stunden, Lothar Vieler, Treffpunkt wird bekannt gegeben, 15 Euro.

Stadtführer Lothar Vieler beginnt heute mit einem neuen Format – einem Gang durch die Lenneper Neustadt mit anschließender Bergischer Kaffeetafel. Dabei werden sowohl die Geschichte und Bedeutung Lenneps als Verkehrsmittelpunkt des Bergischen Landes und der Bahnhofsanlagen sowie der Bebauung der Lenneper Neustadt ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in Erinnerung gebracht. Das abschließende gemeinsame Kaffeetrinken wird den Themenkreis mit Geschichte und Geschichtchen  abrunden. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist wird um Voranmeldung unter Tel. RS 666861 oder E-Mail IGstadtführer.RS@T-online gebeten.

Nachfolgend weitere Termine:

  • 5. April um 19 Uhr: Mit dem Nachtwächter durch Lennep mit Lothar Vieler
  • 11. April um 19 Uhr: Lenneper Nachtschwärmer mit Lothar Vieler
  • 27. April um 14.30 Uhr: Geschichte und Geschichtchen aus Lüttringhausen mit Linda Kessler. Anmeldung zu allen Führungen siehe oben.

Auf der folgenden Seite finden Sie das komplette Jahresprogramm:
 

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Die Frauen im Prozess gegen Selma Hahn

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Am 9.5.1934 fand vor dem 1. Senat des Oberlandesgerichts in Hamm der Prozess „Selma Hahn“ statt. Er beschäftigte sich mit den Aktivitäten der Gruppe um Selma Hahn für die „Rote Hilfe“, einer Unterstützungsorganisation für politisch Verfolgte in der Nazizeit und deren Familien. Von den insgesamt 26 Angehörigen des Prozesses waren nur elf aus Remscheid. Angeklagt waren neun Frauen, drei Frauen aus Remscheid. Drei Angeklagte sind freigesprochen worden. Die übrigen 23 Angeklagten wurden insgesamt zu einer Gefängnisstrafe von 26 Jahren und vier Monaten verurteilt.

Selma Hahn, die Die Hauptangeklagte, wurde am 14.6.1906 in Remscheid geboren. Sie erlernte den Beruf einer Kontoristin und trat schon früh in die KPD ein, wurde dort Funktionärin und war bei den Kommunalwahlen am 12.3.1933 in den Remscheider Stadtrat gewählt worden. Da die Nazis aber bereits die KPD verboten hatten, konnte sie dieses Mandat nicht ausüben.

Selma Hahn war gleich nach der Machtübernahme der Nazis als Kassiererin der „Roten Hilfe“ des Bezirks Niederrhein tätig, organisierte die Verteilung von Informationsmaterial über Verhaftete und die Unterstützung der vorwiegend mittellosen Familienangehörigen. Am 11.9.1933 erfolgte ihre Verhaftung. In dem Prozess am 9.5.1934 in Hamm erhielt sie eine Gefängnisstrafe von einem Jahr und sieben Monaten. Sie war vom 11.9.1933 bis 9.4.1935 inhaftiert in den Gefängnissen Remscheid, Wuppertal, Düsseldorf, Hamm und Anrath. Durch diese Haft erlitt sie schwere gesundheitliche Schäden, deren volle Anerkennung ihr durch die Wiedergutmachungsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen verwehrt wurde.

Selma Hahn hat sich nach dem 2. Weltkrieg in der KPD und der VVN - Bund der Antifaschisten engagiert. Viele Jahre war sie Kreisvorsitzende der letztgenannten Organisation in Remscheid. Nachfolgend ein von Selma Hahn verfasster Bericht über ein Erlebnis als Kassiererin der „Roten Hilfe“:

Wie viele Nächte wusste man nicht wohin...!

„Es war im Frühjahr 1933, in den ersten Apriltagen, als ich als Kassiererin des Bezirks Niederrhein der „Roten Hilfe“ abends in Hagen in Westfalen meine letzte Kassierung getätigt hatte und nun mit der Kassiererin dieser Stadt beratschlagte, wo ich die Nacht unterkommen konnte, da ich den nächsten Tag nach Lüdenscheid weiter musste. Dies war neben manchen anderen schwierigen Problemen ein besonders heikles, denn überall waren Späheraugen, Denunzianten und unverantwortliche Menschen, die durch unbedachte Redensarten die illegal gegen das verruchte System arbeiten-den Genossen und Freunde in Haft und Tod brachten.

Gegen Mitternacht endlich fand ich Unterkunft bei einem Ehepaar, das zwei kleine Kinder hatte. Der Mann war, wie viele andere, arbeitslos und die Lebensverhältnisse waren äußerst schwer, auch bei ihnen. Froh, wenigstens für die Nacht untergekommen zu sein, schlief ich bei den Kindern in einem Bett gemeinsam, halb entkleidet und ohne Schlaf zu finden. Mit offenen Augen starrte ich in das Dunkel der Nacht und grübelte darüber nach, wie ich die morgigen Verhältnisse vorfinden würde. Am nächsten Morgen, der für mich eine Erlösung von fruchtloser Grübelei war, standen wir frühzeitig auf und tranken gemeinsam Kaffee, aßen einige Brötchen, die ich besorgt hatte, und wollten gerade die kärgliche Mahlzeit beenden, als es an die Tür klopfte. Herein traten zwei Männer, die sich als Kriminalbeamte auswiesen und die Wohnung zu durchsuchen begannen.

"Die Frauen im Prozess gegen Selma Hahn" vollständig lesen

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Donnerstag, 4. April, 14 Uhr,
Lennep Neustadt. Gang durch die Lenneper Neustadt mit anschließender Bergischer Kaffeetafel,
drei Stunden, Lothar Vieler, Treffpunkt wird bekannt gegeben, 15 Euro.

Stadtführer Lothar Vieler beginnt heute mit einem neuen Format – einem Gang durch die Lenneper Neustadt mit anschließender Bergischer Kaffeetafel. Dabei werden sowohl die Geschichte und Bedeutung Lenneps als Verkehrsmittelpunkt des Bergischen Landes und der Bahnhofsanlagen sowie der Bebauung der Lenneper Neustadt ab dem Ende des 19. Jahrhunderts in Erinnerung gebracht. Das abschließende gemeinsame Kaffeetrinken wird den Themenkreis mit Geschichte und Geschichtchen  abrunden. Da die Teilnehmerzahl begrenzt ist wird um Voranmeldung unter Tel. RS 666861 oder E-Mail IGstadtführer.RS@T-online gebeten.

Nachfolgend weitere Termine:

  • 5. April um 19 Uhr: Mit dem Nachtwächter durch Lennep mit Lothar Vieler
  • 11. April um 19 Uhr: Lenneper Nachtschwärmer mit Lothar Vieler
  • 27. April um 14.30 Uhr: Geschichte und Geschichtchen aus Lüttringhausen mit Linda Kessler. Anmeldung zu allen Führungen siehe oben.

Auf der folgenden Seite finden Sie das komplette Jahresprogramm:
 

"Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer" vollständig lesen

Vom kleinen Kunstmuseum an der Ewaldstraße

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Als der junge Grafiker Klaus Küster vor 50 Jahren von Lennep nach Remscheid kam und mit Reißbrett, Mal- und Zeichenutensilien, Fotolabor und einem Vogelkäfig mit einem Paar Kuba-Amazonen ins Dachgeschoß des Hauses Nr. 25 an der Ewaldstraße einzog, da lagen in den Häusern gegenüber die Menschen in den Fenstern: „Watt kömmt denn do, en Hippie?!“ Denn Küster kam mit langen Haaren und einem Schnurrbart. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Aber angepasst, gut bürgerlich oder gar bieder würden ihn seine (politischen) Freunde (er war lange Jahre für die Linken im Rat der Stadt) auch heute noch nicht nennen (auch wenn er im Garten des Fachwerkhauses, das er 1979 gekauft und im Inneren hell und luftig ausgebaut hat, eine Schar Hühner hält). Dafür sind die vielen kleinen und größeren Kunstwerke, die dort in den vergangenen 50 Jahren entstanden sind und von denen eine Auswahl nahezu jeden freien Platz an den Wänden füllt, zu fantasievoll, ungewöhnlich und manchmal auch skurril. Kurz, es hat Spaß gemacht, sich von Klaus Küster sein kleines Kunstmuseum zeigen zu lassen. Die Fotografie spielt darin eine große Rolle. Aber dafür muss man schon genau hinsehen...

Anlass für den Atelierbesuch war das 3. Album „Andere Ansichten  2019 – 2014“, das vor wenigen Tagen frisch aus der Druckerei kam. Erschienen ist das 120-seitige Werk mit Abbildungen von Arbeiten Küsters aus den vergangenen sechs Jahren, im eigenen Verlag (ISNB 978-3-00-062388-2). Und dass das Atelier im Haus Ewaldstraße Nr. 25 seit nunmehr 50 Jahren besteht, ist für Klaus Küster und seine Frau Sabine Düwell ein guter Anlass, es von Freitag bis Sonntag zu einem „offenen Atelier“ zu machen, in dem jeweils von 16 bis 19 Uhr Freunde, Nachbarn und kunstinteressierte Remscheider willkommen sind.

Kleine Anekdote am Rande aus dem Vorwort des neuen Buches: Bis zum Herbst 1969 arbeitete Klaus Küster in einer Düsseldorfer Werbeagentur. „Grafiker versuchten sich damals auch schon als Schriftsetzer, indem sie Buchstaben noch aus „Letraset"-Bögen durch Rubbeln auf das Papier des Entwurfs oder den Karton der „Reinzeichnung" transferierten. Zum „Theater am Worringer Platz" war es von der Agentur aus nur ein Katzensprung. Dort erlebte ich mit meinem Freund und Kollegen Eugen Göbel voller Begeisterung mehrfach das Musical „HAIR", da uns wohlgesonnene Ensemble-Mitglieder, mit denen wir uns in den Mittagspausen trafen, durch den Bühneneingang herein ließen. Wir zeigten uns erkenntlich, indem wir das gesamte Ensemble zur Wochenend-Party von Samstag auf Sonntag nach Remscheid einluden. Gegen Morgen teilte sich das Ensemble auf: Eine Hälfte nächtigte bei Eugen in der benachbarten Rosenhügeler Straße, die andere bei mir unterm Dach auf den gerade en vogue gewordenen Iso-Matten.“

Die Haft als eine einzige eine lange, dunkle Nacht

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In der Zeit vom 12. bis 17.11.1934 fand vor dem II. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm in Wuppertal der Prozess „Andreas Pflüger“ statt. Von den 62 Angeklagten waren zwölf Frauen. Die Gestapo hatte zunächst gegen 91 Angeklagte, darunter 22 Frauen, ermittelt. Emmi Leyendecker geborene Kubatz:
„Die Haft war für mich eine lange, dunkle Nacht!“ Mit 77 Jahren schrieb sie, die als junge Frau durch ihre Heirat nach Düsseldorf verzogen war, ihre Lebenserinnerungen auf. Sehr liebevoll beginnt sie über die Jahre ihrer Kindheit in Remscheid:

„Wenn ich die Augen schließe, sehe ich einen Hof – so nannte man ein Zusammenhocken von einigen Ein- und Zweifamilienhäusern mit Stall für eine Ziege und einige Hühner. Eine kleine Gastwirtschaft hielt den Hof zusammen. Die Lehmhäuschen waren weiß getüncht und mit schwarzgeteerten Längs- und Querbalken wie verziert. Kleine, grüne Schlagläden rahmten die Fenster ein, dann die übliche Regenwassertonne. Manchmal lag auch ein ausgedienter Schleifstein in einer Ecke - ein Spielzeug für viele Zwecke für uns Kinder. ‘Holz’ hieß die kleine Ansiedlung am äußersten Stadtrand von Remscheid-Hasten gelegen...."

Dies ist die erste Wohnung der Eltern nach ihrer Übersiedlung aus Ostdeutschland nach Remscheid. Der Vater will schnell zu Geld kommen und arbeitet in Tag- und Nachtschicht als Schmelzer in einem Stahlwerk. Der Mutter hat er einen Tabakladen gemietet, den sie neben Haushalt und Kindern versorgt. Emmi schickt der Vater zur Oberschule, aber nur vier Jahre, dann muss sie der Mutter im Tabakladen helfen. Berufsausbildung gibt es nicht. Inzwischen ist das Haus an der Ecke Freiheitstraße/Südstraße, in dem sich der Laden befindet, von der Familie Kubatz gekauft worden, und die Familie zieht um.

Im Tabakwarenladen bekommt Emmi Kubatz die erste Berührung mit der Arbeiterbewegung. Auf dem Ladentisch liegt sichtbar die ‘Arbeiterstimme’. Emmi Kubatz fragt sich in ihren Erinnerungen:

„Wann war das eigentlich - als mir die anderen Gedanken kamen, die über den Alltag hinweggingen, als mir bei allem Zweifel kamen, als alles Bisherige an Wert verlor, das Warum, das Woher und Wohin? Alles verlor seinen bisherigen Sinn. Ich versah meinen Ladendienst unverdrossen, jeden Tag fast dieselben Kunden. Morgens in der Frühe zogen sie an dem Laden vorbei - scharenweise - in die Fabrik. Trotteten, trabten eilig, eilig - eben schnell ein paar Zigaretten kaufen, eilig weiter, immer dieselben - Jahr für Jahr - hier und da flog auch mal ein Gruß, ein Witz von einer Straßenseite hinüber zur anderen. Manche trugen ihr Essen in einem zweiteiligen Emaille-Kessel - sie nannten ihn ‘Elberfeld und Barmen’ - in ein großes, buntgeblümtes Taschentuch gebunden, bei sich.

Ich hatte als Kunden viele ‘Prühmer’ 1. Es war Kautabak, ein in Rum und andere Zutaten getränkter, kurzer Tabakstrang. Meist waren es Schleifer, die bei ihrer Arbeit immer eine trockene Kehle hatten und deshalb priemten. Täglich kam ein alter Schleifer: ‘Mojen, diet Se mir en Keutabak, en decken.’ Er holte den Groschen mit seinen ‘abgeschliffenen’ restlichen schwarzen Fingernägeln aus einem zerfledderten Portemonnaie ohne Verschluss, was immer umständlich lange dauerte.

Im Winter, wenn die Arbeiter früh im Dunkeln zur Arbeit gingen und es war Glatteis, besonders gefährlich in dem bergigen Remscheid, lagen später vor dem Laden auf dem Bürgersteig Füßlinge von alten Männersocken, die sich Arbeiter über die Schuhe gezogen hatten, um etwas Halt auf den vereisten Steinen zu haben, sie aber leider oft verloren und im Dunkel nicht wiederfanden. So kamen sie Tag für Tag, Sommer und Winter, Jahr um Jahr, derselbe Trott, derselbe ‘Kostmüter’, wie sie ihr Esskesselchen auch nannten. Mit den Jahren wurde ihr eiliger Trott immer langsamer, der Rücken krümmte sich mehr und mehr - und eines Tages blieb einer von ihnen ganz weg, aus - vorbei - einer weniger im täglichen Trott. Ich machte mir Gedanken darüber, sie wirbelten durcheinander. Viele Möglichkeiten, welche von ihnen war anwendbar, um solchen Trott mit Leben zu füllen? (Ich zog Vergleiche - was ich dachte - entschied mein Herz - ich ließ mir Zeit.) Ich wusste nicht wohin mit meinen Erkenntnissen. Es war die Zeit, da entfernte ich mich innerlich von meinen Eltern. Sie wurden mir fremd.

Es begann eine bewegte Zeit. Streiks - Revolution - Streiks. Neue Gedanken bewegten die Menschen. Man sprach vom ‘Alten’, was hinter uns lag, und noch unsicher vom ‘Neuen’. In der Luft lag ein Knistern, nur dem Suchenden hörbar. Die Volkshochschule machte von sich reden. Ich begann die ‘Arbeiterstimme’, die auf dem Ladentisch lag, aufmerksamer zu lesen als bisher und fand mit der Zeit immer mehr Parallelen zu meinem inneren Suchen. Ich begriff vieles noch nicht, war aber wachsam geworden. Die Inflation begann erst langsam - als man begriff, ging es sehr schnell. Was war gestern? Was im Augenblick? Was würde morgen sein? Was war mit dem Geld los? Mit einem großen Waschkorb voller Geldscheine rannten meine Schwester und ich kurz vor Schalterschluss zur Post, um noch den jeweiligen Tageskurs des Geldes auf dem Einzahlschein gestempelt zu bekommen. Täglich - bis eine Mark gleich einer Billion war.N

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Als die Lenneper Oberschüler noch Mützen trugen

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von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Das Osterfest naht, und ein Gruß aus Lennep mit einer historischen Postkarte ist da nicht unangebracht. Das Gasthaus am Alten Markt namens "König von Preußen" gibt es heute noch. Die Geschichte dieses Lokals, später zum Hotel ausgebaut und mit einem großen Saal auf der Rückseite, in dem ich mich in meiner Jugend noch an Theaterproben beteiligte, geht weit ins 19. Jahrhundert und noch weiter zurück. Zahlreiche Lenneper Traditionsvereine, wie z.B. die Freiwillige Feuerwehr oder die Schützen, feierten früher dort ihre Feste. Wie viele Wirte werden da wohl Eigentümer und Pächter gewesen sein? Auf verschiedenen historischen Ansichtskarten kann man mindestens fünf oder sechs ausmachen.

Auf unserem heutigen Bild liest man den Namen von Robert Hildebrandt, den man z.B. im Lenneper Adressbuch von 1902 wiederfindet. Die Ansichtskarte zeigt auch das alte Amtsgericht, 1791 erbaut und 1945 durch Kriegseinwirkung zerstört, das von 1836 bis 1891 als Rathaus und anderen Verwaltungszwecken diente. Als massives Steinhaus und auch in der architektonischen Form passte es von Anfang an nur schwer zur Lenneper Altstadt mit seinen Fachwerkhäusern.

Eine weitere bis heute eindrucksvolle Örtlichkeit in Lennep ist natürlich die Wetterauer Straße (auf der zweiten "colorierten" Abbildung links in der Zeit kurz nach 1900 zu sehen). Worauf der Anfang des 19. Jahrhunderts entstandene Name der Straße zurückzuführen ist, ist  unbekannt. Auch die Buchhändlerfamilie Schmitz aus der Wetterauer Straße, in Lennep seit 1850, einst auch mit Verlag und Druckerei, ansässig, machte sich darüber Gedanken, so steht es in einem alten Zeitungsartikel, und sie fand auf alten Karten in Richtung Siegen und Hessen den Namen Wetterau, bei Geografen und auch bei Matthäus Merian natürlich in der altertümlichen Form "Wetteravia".

Wetterauer Straßen gab es früher übrigens häufiger im Bergischen Land, und sie hatten wohl mit den uralten Handelswegen zu tun, die beispielsweise von Solingen und Remscheid über Hückeswagen, Wipperfürth und Rönsahl, also über das eisenfördernde Siegerland nach Hessen führten, wo es bekanntlich bis heute die Region der "Wetterau" gibt, die mit ihren Grenzen im 19. Jahrhundert anders als heute weit in das Preußische Gebiet hinein ragte.

Aber wie dem auch sei, uns Heutige sollen jetzt eher die Bewohner und Geschäfte in der Wetterauer Straße interessieren, so wie sie auf unserer ca. 120 Jahre alten Ansichtskarte verewigt sind. Geschichtsinteressierten Lennepern ist natürlich die ehemalige Buchhandlung Richard Schmitz bekannt, vielen wohl auch das Kaufhaus Dörrenberg, das nach und nach in der Wetterauer Straße, später dann in der Kölner Straße unterhalb des Kölner Tors am Kraspütt und zuletzt als Vorläufer von Karstadt/Hertie an der Ecke Kölner und Wupperstraße residierte. Dort ist der Altbau vom Beginn der 1910-er Jahre mit mannigfaltigen Veränderungen  noch heute präsent.

Auch das ehemalige Café Grah kennen wir. Als Röntgen-Schüler gingen wir samstags nach dem Unterricht immer dorthin, nachmittags oft auch in die dazugehörige Milchbar mit ihrer Music Box. Ich höre es noch wie heute: Connie Francis sang 1964 "Schöner fremder Mann". Allerdings war das Café Grah auf dem vorliegenden Bild aus der Zeit um 1900 so noch nicht vorhanden. Vielmehr hatte dort längere Zeit der Conditor und "Cafetier" Richard Isenburg sein Geschäft, ein sehr geschichtsinteressierter Lenneper.

Die ursprüngliche "Markt-Apotheke", deren spätere Form manche von uns noch mit dem Namen Kreth verbinden, lag mit ihrem Verkaufsraum seinerzeit nicht an der Hausecke gegenüber von Schmitz` Buchhandlung, sondern links daneben in dem großen bergischen Haus. Dessen Besitzer Emil Halbach verdiente wohl gut, er ließ sich später in der nach ca. 1904 neu angelegten Schillerstraße von der Lenneper Firma Wender & Dürholt eine großzügige private Villa im "altbergischen Styl" errichten. An der Straßenecke auf unserem Bild gab es vielmehr die "Huthhandlung" von Karl Isken jr., was auf unserem Bild sehr gut zu erkennen ist. Links neben dem Kaufhaus Dörrenberg sehen wir noch das Schuhwarengeschäft von Wilhelm Bremicker und ganz, ganz hinten links die am Schieferhaus angebrachte Werbung der Firma Hermann Platte. Im Adressbuch wurde 1902 dazu auch "Uniformmützenfabrik" angegeben. In diesem Geschäft wurden fast bis in unsere Zeit Hüte, Zylinder, Mützen und Schirme verkauft, manches davon habe ich noch zuhause, einen wesentlichen Anteil am Verkauf hatten in früher Zeit auch die Schülermützen der Höheren Schüler, also der Lenneper Oberrealschüler und Gymnasiasten.

Allen Freunden Lenneps und des Bergischen Landes nunmehr eine besinnliche Karwoche und ein schönes Osterfest.

Als Eichhörnchen im Johanneshammer im Kochtopf landeten

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Johanneshammer-Belegschaft. Foto: Hubert Felder300 Meter unterhalb des Altenhammer steht im Eschbachtal der Johanneshammer. Johannes Bertrams II war Besitzer eines Reckhammers im Mukkenbachtal. Dieser Hammer war jedoch zu Klein, und der Muckenbach führte zu wenig Wasser, so das er sich Bertram im Jahre 1677 entschloss, auf dem Farrenblech im Eschbachtal ("auf die Eiffische Forellenbach") den Johanneshammer zu bauen, und zwar auf einem zuvor zerfallenen. "1625" steht als Jahreszahl über der Ture, und diese Jahreszahl ist auch in einer Chronik der Stadt Wermelskirchen genannt. Vielleicht stammt dieser Balken aus dem Vorgängerhammer?

Nach bergischer Schmiedekunst wurden Im Johanneshammer Sensen hergestellt. Johannes Bertram war Sohn des gleichnamigen Vaters, der die Tochter Maria des Wilhelm Hasenclever I heiratete. Wilhelm Hasenclever I war Gründer des Hasenclever Clans.  Bertram II stammte vom Hof Hasenclever zu Ehringhausen. Er wurde im Jahre 1633 geboren. Und er war 43 Jahre alt, als er den Johanneshammer errichtete. Nur 15 Jahre hat Bertram II dort der Erzeugung von Raffinierstahl seine Kräfte widmen können. Auf einer Reise ist er am 29. Januar 1692 "ohngefähr um 4 Uhr nachmittags zu Düsseldorf auf öffentlicher Straße niedergestochen und kurz darauf verschieden", berichtet Beltgen in seinem Kirchenbuch. Johannes Bertram ist auf dem Kirchhof zu Remscheid begraben.

Johanneshämmer 1942 Foto: Klaus Gieß1771 bis 1830 gehörte der Johanneshammer dem Bernhard Hasenclever zu Ehringhausen. Um 1780 wird er von Peter Caspar Hasenclever bestellt. 1841 wird lt. Wermelskirchener Mühlenkataster der Sensen-Breithammer von Joh. Bernhard Hasenclever & Söhne zu Ehringhausen geführt. Diese Firma stellte Sensen her. Die Herstellung erfolgte fabrikmäßig, da die der Fa. Hasenclever gehörenden Hämmer ihre Arbeitsvorgänge aufeinander Abgestimmt hatten. 1853 werden in der Regierungsliste "beide Johanneshämmer" genannt. Sie sind als Stahlhämmer ausgerichtet. 1867 ist der erste Hammer zwar noch aufgeführt, aber in desolatem Zustand des ersten Hammers um etwa 1925.

Ein Hammer stirbt: Johanneshammer II. Foto: Osthoff 1951Hammer II wurde 1845 am gleichen Teich durch Johannes Bernhard Hasenclever & Söhne errichtet. Er hat einen Bruchsteinunterbau und steht heute noch. 1853 ist der Sensenbreithammer mit einer Schlacht und 12-15 PS angegeben. Im Jahre 1912 zog der Hammerschmiedemeister Karl Menn in den damals zur Firma Gottlieb Ernst Hasenclever gehörenden Johanneshammer ein und machte sich selbständig. 1920 erwarb er den Hammer und stellte dort mit seinen Söhnen Kurt und Hans unter anderem "ausgeschlagene Gewichtsfeilen" her. 1923 gab die Stadt Remscheid einen Geldschein mit dem Johanneshammer (500.000,- RM als Inflationsgeld) heraus.

Johanneshammer I und II. Sammlung: Reinhard Baade.Die Gebrüder Menn führten nach dem Tod ihres Vaters den Hammer bis März 1962 als Lohnschmiede fort. Sie waren aber auch eifrige Angler, und so mancher Karpfen und so manche Forelle wurde aus dem Teich gezogen. Die Fischzucht lag beiden am Herzen. In dem kleinen Kontor, nahe bei den Glühofen, den Transmissionen und Werkzeugen, wurde auch so mancher Schnaps ausgeschenkt, wenn Förster, Jäger oder Remscheider Freunde kamen. Aber auch wenn schon mal einen gemütlichen Tag gab, so wurden doch im Monat bis zu 25 Tonnen Feilenrohlinge an die Feilenhauereien geliefert. In den letzten Jahren ihrer Arbeit sagten die Brüder übereinstimmend, das sie zwar ihr Auskommen hätten und die Wasserkraft recht billig sei, dass aber das Wirtschaftswunder an ihnen vorbeigegangen sei („Kein Vorwarts und kein Zurück!“).  Zeitweilig gesellte sich der Kunstschmied Kurt Jorzyk vom Bergfrieder Weg im Johanneshammer hinzu, um verschiedene Kunstobjekte zu schmieden. Unter anderem hat er einige Damaszener Schwerter nach alter Tradition geschmiedet.  In einem der beiden Hämmer arbeitete auch Fritz Jogan, der als Junggeselle in einer Dachkammer über dem Hammer wohnte. Er war nicht nur ein fachkundiger Schmied, sondern hatte sich auch der Kunst und dem Waidwerk verschrieben, wenn auch auf eine besondere Art und Weise. Wie dem alten Rauhaus am Neuenhammer neben seiner Arbeit noch Goethe, Schiller, Shakespeare Lebensinhalt waren, so waren es dem Fritz Jogan das Klavier und das Schnitzmesser, mit dem er aus Eichenstumpfen allerlei Tierkopfe schnitt mit denen er die Zaunpfähle zierte. Das "Weidwerk" betrieb er an seinem Dachkammerfenster, von wo aus er mit seiner Flinte manches Eichhorn in den nahen Haselnusstauden traf und es dann in seinen Kochtopf wandern ließ.

Jenseits ihres 60. Lebensjahres und aus gesundheitlichen Gründen gaben die Gebrüder Menn 1969 auf. Der Hammer war ihnen mehr als nur Arbeitsstätte, und so war es ihnen auch nicht egal, wer diesen Hammer übernehmen sollte. Ein glücklicher Zufall bescherte den Verkauf an den Bergischen Kreis der Alt- Nerother Wandervogel; siue bauten den Hammer zu einem Wochenendwanderhaus mit Schlafgelegenheit aus. Eine alte Francis-Turbine, die für den Hammer das Licht erzeugte, ist heute noch intakt und wird von den Nerothern gepflegt. (Ein verbliebener Einmannbunker erinnert auf dem Gelände an den zweiten Weltkrieg, der selbst das so friedliche Eschbachtal nicht verschonte.)

Beim Bau der Remscheider Talsperre wurde mit den Schmieden des Eschbachtales ein Vertrag abgeschlossen, in dem die Pumpstation, die damals noch mit Wasserturbinen arbeitete, verpflichtet wurde, täglich zur Versorgung der Wasserräder der zahlreichen Hammer eine bestimmte Menge Wasser an den Eschbach abzugeben. Als nach und nach einige Schmieden aufgaben, hielten sich die Stadtwerke nicht mehr an die Abgabemengen, so dass das Wasser in den übrigen Hämmern und Kotten rar wurde. Trotz vieler Proteste der Anlieger hielten sich die Stadtwerke aber nicht an die vertraglichen Abgabemengen, somit war das "nasse Gut" ein seltenes Element in den Hammerteichen. (nach: Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid. Herausgegeben von Günther Schmidt, Band 5 - Vom Blombach bis Eschbach)(Foto ganz oben aus: „Remscheid“ von Hans Funke, erschienen 2002 im Sutton-Verlag in Erfurt in der Reihe „Archivbilder“)

1970: Mini-Demo für den Minirock auf der Alleestraße

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Die Minirock-Demo 2070 auf der Remscheider Alleestraße. Fotos: Schwandrau

Von der Remscheider Malerin Christa Schwandrau stammen diese Farbfotos von einer Aktion, die sie heute, fast 50 Jahre später, noch schmunzeln lässt. Nicht zuletzt wegen des Transparents „Maxi, der Monetenklau, denunziert den Unterbau". So demonstrierten im Jahr 1970 einige kurzberockte junge Frauen gegen die damals gerade aufgekommene Maxi-Mode. Sie wollten auf ihre liebgewonnene Mini-Mode nicht verzichten. De Idee zu dieser Aktion hatte eine 17-jährige Verkäuferin (Angelika) aus der Modeabteilung von Karstadt; sie durfte aber gegenüber der Polizei nicht als Veranstalterin auftreten, weil noch nicht volljährig. Das übernahm darauf Christa Schwandrau, und die notwendigen50 Mark, um die Demo versichern zu können, steuerte das CDU-Ratsmitglied Peter Wolf bei.

Dem Mini-Demonstrationszug ging die Wahl einer „Miss Mini Remscheid“ voraus. Nu den wenigen jungen Mädchen, die sich trauten, der männlichen Jury ihre schlanken Beine zu zeigen, gehört Gunda Ehlis, 13 Jahre alt. Den roten Minirock, in dem sie sich den Blicken oder fünfköpfigen Jury und der Zuschauer/innen stellte, hatte sie vorher noch um ein paar Zentimeter gekürzt. Und tatsächlich war ihr Rock kürzer als die ihrer Konkurrentinnen. Dafür gab’s dann den Titel und eine Schärpe. Ein (so) kurzer Rock gezieme sich nicht für ein junges Mädchen (für wen, wenn nicht für diese?), kritisierte später einer ihrer Lehrer am Gertrud-Bäumer-Gymnasium.

Vorne Angelika mit einem Megaphon, dahinter dann ein Buggy mit Gunda und ihrer Schärpe und eine kleinen Schar von Demonstrantinnen (und Demonstranten) – das war der Mini-Demonstrationszug, den Kradfahrer der Polizei sodann über die Alleestraße geleiteten, die damals noch keine Fußgängerzone war. Deshalb musste die Straße auch für die kurze Zeit der Demo für den Verkehr gesperrt werden.


Gelungene Restaurierungen am Lenneper Gänsemarkt

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Von Dr. Wilhelm R. Schmidt

Huch, plötzlich ist am Gänsemarkt in Lennep der Osterhase im Bild. Der Gänsemarkt war, wie wir heute ja wissen, niemals ein solcher, denn selbst in der Zeit als bedeutende Kreisstadt war die altehrwürdige ehemalige Hauptstadt im Bergischen Land nicht groß genug, um mehrere einzelne Märkte zu haben, einen Kornmarkt, Fischmarkt oder Eisenmarkt z.B. Vielmehr erklärt sich  ja der Name Gänsemarkt durch den Namen einer frühen Familie, wie so oft in Lennep, etwa bei den Bezeichnungen Knusthöhe, Albert- oder Karlshöhe.

Der Gänsemarkt trug im frühen 19. Jahrhundert übrigens einen anderen Namen, nämlich Poststraße, und diese Straße führte von der Schwelmer Straße tatsächlich in die Richtung der Lenneper Poststation „vor dem Lüttringhauser Tor“ am späteren Kaiserplatz und Mollplatz bzw. zu den Anfängen der späteren „neuen Poststraße“ und Lüttringhauser Straße.

Der Gänsemarkt wurde in jüngster Zeit besonders wegen der bis jetzt nur teilweise erfolgten Instandsetzung von Röntgens Geburtshaus erwähnt, es gab dort aber in den letzten Jahrzehnten auch mehrere aufwendige und gelungene Restaurierungen weiterer Häuser, und bei geschichtsinteressierten Mitbürgern ist noch bekannt, dass es am Gänsemarkt ganz früher auch Bildungseinrichtungen für sog. „Höhere Töchter" gab, u.a. ein „Kreis-Lyzeum“.

In der nationalsozialistischen Zeit endete die Geschichte der Viehhändler- und Hausierer-Großfamilie Isaak (Gänsemarkt 24). Heute erinnern an sie vor dem Neubau ihres ehemaligen großen Wohnhauses nur noch so genannte Stolpersteine. Viele Lenneper kannten auch  den Metzger Drösser in Röntgens Geburtshaus und ein Stück weiter die Bäckerfamilie Willmund. Gegenüber gab es lange Zeit die uralte Restauration von Wilhelm Windgassen (zuvor Spiecker und Becker), in der es irgendwann auch mal eine Schießerei gegeben haben soll. Daher kam angeblich der Beiname der Wirtschaft „blutiger Teppich“. In den 1920er Jahren befand sich dort das Parteilokal der KPD.  

Berichten älterer Lenneper zufolge hatte das Lokal im Bürgertum nicht den besten Leumund, was ich sogar als ganz in der Nähe aufgewachsenes Kind der 1950er Jahre noch bezeugen kann, und als „anständige Frau“ ging man da nicht hin. Vieles weitere könnte man noch vom Gänsemarkt erzählen. Unter anderem wohnte dort ursprünglich auch ein Zweig der Familie Mittelstenscheid bzw. Middelsten Scheid, die Gaslampen jeder Art, „messingene und bronce“, verkaufte. Sie war übrigens schon ein halbes Jahrzehnt vor Gründung der Buchhandlung Schmitz im Jahre 1850 auch in Sachen Buchbinderei und Buchbeschaffung tätig. Überregional handelte man sehr erfolgreich in der zweiten Generation mit den sog. Bergischen Gold- bzw. Münzwaagen.

Das erste originale Exemplar dieser Waagen sah ich übrigens nicht in unserer Heimatstadt Lennep, sondern im Heimatmuseum - und zwar im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen.  Natürlich war ich da auf einer Dienstreise in Sachen „Rettung historischer Buchbestände“. Der Weg der genannten Familie Middelsten Scheid bis zu den heutigen Kobold-Staubsaugern und Küchenmaschinen von Vorwerk, wäre schon wieder eine ganz eigene Geschichte. Aber wir wollen es an den Osterfeiertage gemächlich angehen und folgen deshalb unserem Osterhasen vom Gänsemarkt zurück in die schöne sonnige Natur.

Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer

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Linda Kessler. Foto: Lothar KaiserSamstag, 27. April, 14.30 Uhr
Lüttringhausen: Geschichte und Geschichtchen aus Lüttringhausen,
1,5 Stunden, Linda Kessler, Portal der Stadtkirche Lüttringhausen, fünf Euro.

  • 27.4. 14.30 Uhr: Geschichte und Geschichten aus Lüttringhausen mit Linda Kessler, Treffpunkt Portal Stadtkirche Lüttringhausen
  • 3.5.    19.00 Uhr: Nachtwächterführung mit Gustav om Hackenberge, Treffpunkt Röntgenmuseum
  • 4.5.    14.30 Uhr: Stadtführung mit Christiane Otto durch Lennep: „Wallstraße- Mönche, Bademeister und Unbekannte“. Treffpunkt Röntgenmuseum
    Für alle vorstehenden Veranstaltungen fallen € 5,- Kosten pro Teilnehmer an.
  • 9.5.    19.00 Uhr: Verkostung: Lennep für Nachtschwärmer mit Lothar Vieler. Treffpunkt wird bei Anmeldung bekanntgegeben. Kosten € 15 pro Teilnehmer.

Anmeldungen zu diesen Angeboten bitte unter 02191 666861 oder www. Stadtfuehrung-remscheid.de.

Auf der folgenden Seite finden Sie das komplette Jahresprogramm:

 

 

 

 

"Auf Erkundung mit einem Remscheider Stadtführer" vollständig lesen

Klärchens Schängerei No.1

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Enn denn neksten Weeken gütt ett hier enn Utwaal von Schangwördern opp Remschedder Platt. Do kann sech jeder wat uutsöken wat he bruuken kann. Völl Plaisier.

Flatschmuul = jemand der eine Schnute zieht
Knaskopp = immer Ärger machen
Aan-gewer = Angeber
Halonk = Halunke
Futelboxe = kian Ahnung evver ess nett
Duogenix = Taugenichts
Oos = Aas
Gröner = Grüner
Lüögenpitter = Lügner
Kröser = jemand der gerne knöstert
verfrorene Mösch = Verfrorener Spatz
Flabes = lustiger Mensch
Pröttelkopp = Meckerer
Schliekefänger = gewitzter Mensch
Isegremm = böser Mensch
Schlonz = unordentlicher Mensch
Wäschlappen = Waschlappen
Rotznas = verschnupfte Nase, rotziger Mensch
Kratzbüöschte = frecher Mensch
Fiestebüdel = kleinkariert
Schnüösel = Schnösel
Domm Kuoh = Dumme Kuh
Drietaasch = Bange
Knörwel = Durcheinander
Lomp = Lump
Ipekrätzer = dreckiger Mensch
Gruotschnute = Großschnauze
Muckeprümeer = beleidigter Mensch
Lappes = Weichei
Suppstömmel = Trinker
Troonslöüte = Tranfunzel

Bös strackes önker Klärchen

Klärchens Schängerei No. 2

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Enn denn neksten Weeken gütt ett hier enn Utwaal von Schangwördern opp Remschedder Platt. Do kann sech jeder wat uutsöken wat he bruuken kann. Völl Plaisier.

Galgenvuogel = Galgenvogel
Pierlengk = einfältiger Mensch
Kallbacke = Schwätzer
scheel Hongk = schielender Hund
Dreckpull = dreckiger Mensch
Kaarenbenger = Scherze machen auf Kosten anderer
Gitzkragen = Geizkragen
Jomersack = Jammerer
Quättbalg = immer was zu jammern
Wiesnas = weiss alles besser
verdammder Keäl = verdammter Kerl
Strolch = datt kennt jeder
Schlappmensch = lässt sich hängen
Kroosaasch = haut einen in die Pfanne
Kräupull = kenn ech nech
Hoanohße = Hornochse
Hannes = kennt jeder
Drüöfleit = trübes Licht
Steänekieker = Träumer
Pippmieskel = immer was meckern
Brellenschlang = Brillenschlange
Wüterech = wütender Mensch
Schrappjee = schrappiger Mensch
Ullefaatsküken = lustige Frau
Wengkbüdel = jemand der jeden grüßt
Fennekieker = der immer zurück schaut
Iefaileg Blag = einfältiges Kind
Stockfesch = arroganter Mensch
Drietlepel = fieser Mensch
Demelack = dämlicher Mensch
Breimuul = jemand der ständig dummes Zeug redet
Apekopp = Affenkopf
Labberdan = der viel redet
Duckmüser = Angsthase
Schnodderkopp = frech daher reden
Lompenhongk = Lumpenhund
Brommbär = launiger Mensch
Bangboxe = ängstlicher Mensch
Döppen = er hat eine Witz gemacht
Siewerlappen = labert viel
Wäschwief = schwätzt viel
Dollmann = doller Mensch

Bös strackes önker Klärchen

Klärchens Schängerei No. 3

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Hier gütt ett wier enn Utwaal von Schangwördern opp Remschedder Platt. Do kann sech jeder wat uutsöken wat he bruuken kann. Dredde Kiar, völl Plaisier.

Blötschkopp = doofer Mensch
Bölles = dicker aufgeblasener Mensch
Knötterbalg = schimpfender Mensch
Quääsken = zickige Frau
Muckser = beleidigt
Quark = kleines Kind
Sou-dier = Schwein weiblich
Nassauer = jemand, der sich gerne was ausgeben lässt
Tölpes = ungelenker Mensch
Wippopp = der ständig wibbelt
scheel Minken = Frau die eine Brille braucht aber nicht aufsetzt (aus Eitelkeit)
bongk Pooschei = farbenfrohe, aber nicht abgestimmte Bekleidung
Dommschnute = jemand der dumme Kommentare gibt
Zöbbel = allgemeines Schimpfwort für Jemand
Fuselsnas = jemand der gerne mal einen trinkt
Höppschenken = jemand der sich den Fuss verletzt hat
Halfgarer = Halbgarer (nicht Fisch nicht Fleisch)
Fuul Dreckes = fauler Mensch
Ketelläpper = dicker Mensch
Fazuun = eigenartiger Mensch
verdammden Donnerkiel = kennt doch jeder
Stiefgedrieten = steifer ungelenker Mensch
Kongelskopp = jemand der gern handelt
Prummelkeste = hat das letzte Wort
Quättsack = meckert über alles
Rotzlöpel = freches Kind
Müödmann = ständig müder Mensch
Rengkvieh = streitsüchtig
Demelskopp = dämliche Kommentare abgeben
Pöätsack = Fieser Mensch
Muffpott = muffiger Mensch
Schmeärpull = schmieriger ungepflegter Mensch
Schnodderkuuz = läuft ständig die Nase
Troonsfonzel = langsam bedächtig
Struwwelpitter = hat den Friseur nötig
schleiten Trabanten = schlechter Mensch
Schubbejack = Betrüger
Sou-Neckel = Drecksack
Dreimolkluoker = er weiss immer alles besser
Dööspaddel = dösiger Mensch
Zauslepel = eigentlich Sossenlöffel, allgemeines Schimpfwort
Ömstangkskremer = umständlicher Mensch
Fieser Möbbel = fieser Mensch

Bös strackes önker Klärche

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