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Der unselige Pakt mit dem Waldschrat

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von Alma Mühlhausen

Vor vielen Jahrhunderten stand in den Wupperbergen ein Hammer, der seine hellen Ambossklänge über die Hänge streute. Der Besitzer des Hammers war ein fleißiger, rechtschaffener Mensch, und wenn auch in dem Hause, das dem Hammerwerkc gegenüber am Bergabhang klebte, kein Wohlstand zu finden war, so gelang es dem Schmied doch, sechs hungrige Kindermägen satt zu machen. Der Wanderer aber, dessen Weg am Hammer vorbeiführte, schaute wohlgefällig durch die offene Hammertür.

Eines Abends, als der Schein des Herdfeuers durch die verrußten Fensterscheiben in die Dunkelheit rann, betrat ein abschreckendes Wesen die Hammerschmiede. Auf einem kleinen, schmächtigen Körper saß ein unförmiger Kopf, dessen grünlich schimmernde Haare das Gesicht umflatterten: Das runzelige Gesicht umgab ein eisgrauer Bart, der bis zu den Knien reichte. Das schrecklichste aber waren die Augen, die wie glühende Kohlen im Gesicht brannten.

Der späte Besucher war der Waldschrat, dem niemand gerne im Bergwald begegnete. Arglistig wie der Bergschrat war, hasste er alles Schöne und Reine, und die guten Waldgeister gingen dem Argen aus dem Wege. Die Menschen ergriffen die Flucht, wenn sie glaubten, den tückischen Gesellen hinter einem Felsblock oder im Gestrüpp gesehen zu haben. Nur unser bergischer Schmied-Recke hatte vor dem Waldschrat keine Angst. Furchtlos starrte er ihm entgegen und fragte, was er im Hammer suche. „Dich", erwiderte der Unhold mit einer Stimme, die wie berstendes Holz klang. „Mich suchst Du?" rief zornig der Schmied und schwang drohend den Hammer. „Lass das", fauchte der Zwerg, „ich komme als Freund zu Dir und nicht als Feind. Ich will Deine Armut in Reichtum kehren."Das spöttische Auflachen des Schmieds nicht beachtend, fuhr der Schrat fort: „Was nützt Dir Dein Arbeiten von früh bis spät, wenn es nur zum Nötigsten reicht? Lass die Arbeit! Für jeden Tag, den Du nicht im Hammer werkst, gebe ich Dir ein Goldstück. So kannst Du mit den Deinen sorgenfrei leben und bist die Plackerei im Hammer los. Willigst Du in meinen Vorschlag ein?" Der Hammerschmied, der ob des unfassbaren Angebots zuerst sprachlos war, fand sich schnell wieder und fragte: „Und was verlangst Du dafür? Umsonst wird ein Waldschrat keine Reichtümer verschenken." Da lachte der Arge sein teuflisches Lachen. „Was ich dafür verlange? Nicht mehr als ich Dir bereits sagte."

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